Review

the GazettE - DIM (Limited Edition)

09/01/2010 2010-01-09 13:10:00 JaME Autor: Juli

the GazettE - DIM (Limited Edition)

Jung, wild und kein bisschen leise

Album CD + DVD

DIM (Limited Edition)

the GazettE

Künstler: the GazettE
Titel: DIM Limited Edition
Typ: CD Album + DVD
Release: 15.07.2009
Bewertung: 8 / 10

Tracklist CD:
[Hakuri]
THE INVISIBLE WALL
A MOTH UNDER THE SKIN
LEECH
Nagikahara
[Erika]
HEADACHE MAN
Guren
[Shikyuu]
13STAIRS[-]1
DISTRESS AND COMA
[Kanshoku]
Shiroki Yuutsu
IN THE MIDDLE OF CHAOS
[Mourou]
OGRE
DIM SCENE

Track List DVD:
THE INVISIBLE WALL MUSIC CLIP
THE OTHER SIDE OF [DIM]


Fast genau zwei Jahre nach Veröffentlichung des letzten Albums "STACKED RUBBISH" geben sich die jungen Wilden von the GazettE wieder die Ehre. Nach drei vielversprechenden Singles kann man durchaus gespannt sein, ob das vorliegende Album den entsprechend hochgesteckten Erwartungen gerecht wird.

Das Intro bringt einen in eine düstere, fast mystische Stimmung, die im krassen Gegensatz zum völlig weißen Textbooklet steht, das man eben noch in der Hand hatte. Es bereitet einen auf das Folgende vor, macht ungeduldig, weiß man doch noch nicht so recht, was einen jetzt erwartet. "THE INVISIBLE WALL" nimmt diese mystische Stimmung in den Anfangsklängen noch mit, nur um dann krachend umzuschlagen und die düstere Atmosphäre ein wenig aufzulockern. Kraftvolle Gitarrenparts stehen im Kontrast zu den weiblichen Backing-Vocals und einer zirkusähnlichen Melodie. Fast nahtlos geht der Song mit einem einprägsamen Bass-Intro in "A MOTH UNDER THE SKIN" über, man wippt unwillkürlich mit. Wie schon im Vorgängersong sind die Lyrics zum Großteil in Englisch gehalten, man erkennt Wortfetzen und das Bedürfnis, einfach mitzumachen wird immer stärker. Dieses Stück hat großes Live-Potential. Leider wird der Song nach knapp drei Minuten viel zu überraschend und ohne wirkliches Ende ausgeblendet.
Nach der Single "LEECH", einer weiteren schnellen Rocknummer, die ebenfalls mit den typischen weiblichen Backing-Vocals aufwartet, steht die folgende Ballade "Nagikahara" zunächst etwas verloren da. Langsam und gleichbleibend ruhig baut sie die Melodie um den Gesang auf, wird teils von elektronischem Piepsen eher gestört als unterstrichen. Das Koto hat hier seinen ersten Auftritt und trägt die Melodie mehreren kleinen aber kraftvollen Höhepunkten entgegen, eher der Gesang alleine zurückgelassen wird und verstirbt.
Das anschließende Break verwirrt und holt einen wieder aus der verträumten Stimmung, ehe es fast genauso unsanft in den nächsten Song übergeht. "HEADACHE MAN" ist ein stark Nu-Metal-lastiges Stück, tiefes Grunzen im Wechsel mit einem soften, fast schon zu ruhigen Refrain, der gleich danach von Gekreische á la Dir en Grey abgelöst wird. Dieses Stück hat ebenfalls hohes Live-Potential, ist gut geeignet zum Haare schütteln, aber eher weniger für heimische Gefilde.

Mit dem bereits wohlbekannten und schon etwas betagten "Guren" folgt eine klassisch-schöne Rockballade, die auch nach mehrmaligem Hören ihren Reiz nicht verloren hat. Für den erneuten Bruch ist diesmal ein 40-sekündiges verzerrtes Kreischen verantwortlich, das sich verdächtig nach Babygeschrei anhört. Es geht dem Hörer bös ins Trommelfell und macht die schon fast gemütliche Stimmung des vorhergehenden Songs wieder zunichte.
Im Anschluss daran wirkt "13 STAIRS[-]1" schon wieder unglaublich stimmig, mit schweren Gitarren baut sich eine Spannung auf, die durch den teils verzerrten Gesang zum Höhepunkt getrieben wird. Ein düsterer Mid-Tempo-Song, der einen irgendwie an Type o Negative erinnert. Hier ist am Ende der Computer zu hören, der scheinbar nicht ins Bild passt. Erst mit Beginn von "DISTRESS AND COMA" weiß man, dass hier ein nahtloser Übergang geschaffen werden sollte. Dann folgt wieder ein Break, wieder ist es ein gewöhnungsbedürftiges Element. Klaviertöne mischen sich mit Drum’n’Bass-Lines, aber nach einer knappen Minute hat man auch diesen Ausrutscher überstanden.

"Shiroki Yuutsu" wirkt im Vergleich zum Rest des Albums recht leicht und unbeschwert. Zu Beginn mag man sich fast schon fragen, wie sich ein Popsong hierher verirrt hat, spielt doch die Gitarre locker-leicht mit Rukis teils flüsternder Stimme, nur um dann von Streichern abgelöst zu werden. Der Song gewinnt stetig an Tiefe, entwickelt sich zu einer wunderbar stimmigen Ballade und schon nach dem ersten Hören bleibt einem dieser Song im Ohr, wird zum Liebling. Fast wie ein Vertrauter schließt sich der Anfang von "IN THE MIDDLE OF CHAOS" an, beginnt dort, wo der Vorgänger aufgehört hat, nur um sich dann zur einer rasanten Up-Tempo-Nummer zu entwickeln. Nicht zuletzt durch den komplett englischen Gesang wird man ganz unbewusst an amerikanische Bands erinnert.

Wieder folgt ein Break, bei dem man unwillkürlich an ein verstimmtes Radio denken muss. Dann folgt fast ununterbrochen der Übergang in den nächsten Song. Wieder eine schnelle Nummer, zumindest für die ersten Momente. Dann bricht das Tempo runter, gönnt Band wie Hörern eine Pause, nur um Sekunden später wieder sein ursprüngliches Tempo zu erreichen. Und dann noch einmal das Ganze. Es scheint ein Spiel mit dem Trommelfell stattzufinden, die Musik scheint zu testen, wie viele Wechsel der Hörer verträgt, bevor sie sich geschlagen gibt und mit Highspeed nach drei Minuten endet. Völlig untypisch beginnt der letzte Song "DIM SCENE" mit Koto und Violine, eine zarte aber zugleich hilfslose und düstere Melodie erhebt sich, wird von der Band weitergetragen, bevor sich der Gesang mächtig darüber erhebt. Die letzten Zeilen mit dem äußerst sinnigen Text „lalala“ animieren zum Mitsingen und man ist versucht, das Ganze wieder von vorne zu hören.

Die beiliegende DVD enthält den neuen Videoclip zu "THE INVISIBLE WALL" sowie Mitschnitte von den Studioaufnahmen. Wer den Musikern schon immer mal genauer auf die Finger schauen wollte, sollte sich das unbedingt ansehen. Für Fangirls ist die DVD wohl eher nichts, da die Band gekonnt ohne Gesichter gefilmt wird. Das 24-seitige Extra-Booklet wartet mit Fotos von Susumu Miyawaki auf. Die Bilder sind in schwarz-weiß und wenigen gedeckten Farben gehalten, verstärken so auch optisch das düstere Gesamtbild des Albums.

Fazit:
Erst nach mehrmaligem Hören entpuppt sich das Album als Kleinod moderner Rockmusik, nur um einen dann mit geballter Kraft zu treffen. Der Querschnitt durch verschiedene Stile gibt dem Ganzen einen Hauch von Unentschlossenheit, der beim ersten Hören eher verwirrt, sich dann aber doch als interessant herausstellt. Die Songs sind stellenweiser reifer und viel weniger verspielt als die beiden Vorgängeralben. the GazettE gehen damit ihren Weg in die härtere Gangart unbeirrt weiter, beweisen aber mit den ruhigen Songs gleichzeitig, dass ihre gefühlvolle Seite nicht ganz verloren gegangen ist.
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Zugehörige Veröffentlichungen

Album CD + DVD 2009-07-15 2009-07-15
the GazettE
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