Review

XodiacK - Shinra Bansho -Setsuri-

30/01/2010 2010-01-30 18:39:00 JaME Autor: Viktor Hemminger

XodiacK - Shinra Bansho -Setsuri-

Sternzeichen aus Metal

Künstler: XodiacK
Titel: Shinra Bansho -Setsuri-
Typ: Album
Release: Januar 2010
Stil: Rock / (Galaxy-)Metal
Bewertung: 8.5 / 10


Trackliste:
01. shinra bansho -boutoku-
02. kuroi taiyou
03. kimi ni furu zetsubou no ame
04. kimi no koe
05. MasK
06. HELLRAISER
07. Vorte -X-
08. shinra bansho -saisei-

09. kimi ni furu zetsubou no ame Clip


Vor mehr als einem Jahr erschien die online Demo Single „owari no hajimari“ und wusste schon damals zu begeistern. Und fast scheint es so, als hätten zu den Zeiten gerade mal drei Lieder gereicht, um das hiesige Label Gan-Shin von sich zu überzeugen. Ein recht gewagter Versuch, eine wenig bekannte Band für Veröffentlichungen in Übersee zu verpflichten, weshalb den Verantwortlichen an dieser Stelle einmal Lob ausgesprochen gehört für das Risiko, dass sie eingingen. Da ein Teil der Songs bereits von der Debüt-Single her bekannt ist, ist man gespannt, ob auch das drum herum geglückt ist. Allen voran, ob die Vorschusslorbeeren auch zurecht vergeben wurden.

Wie nach dem ersten Blick auf die Trackliste fast schon zu erwarten, ist der erste Song ein SE Intro. Es dauert etwas mehr als eine halbe Minute, bis man derart eine gewatscht bekommt, dass man nie wieder einen SE Opener von vornherein als wenig hörenswert einstuft. Hat man im Vollsuff bei James Horner und James Cameron in Hollywood angerufen? Wie zur Hölle kommt man im Normalzustand auf die Idee, ein Intro im düstersten Aliens Soundtrack Stil zu gestalten? Okay, die Jungs verstehen ihre Musik als Galaxy Metal. Aber dann gleich das London Philharmonic Orchestra auspacken? Und das Quintett ist dann auch so freundlich, einen nicht mit den Gedanken alleine zu lassen. Sie prügeln gleich die „schwarze Sonne“ hinterher. Ein Growl des Todes vernichtet grundsätzlich alles, was vor den Lautsprechern steht, liegt oder sitzt. Der kraftvolle Refrain danach heizt nur noch mehr. Wie in der Single Review schon geschrieben, ist die Six Feet Under Nummer auf Japanisch - und vor allem von einer Visual Kei Band - ein unglaublicher Stilbruch.

kimi ni furu zetsubou ame“ ist nicht ganz so heftig, aber dennoch unglaublich melodisch und klassisch düster. Der Gesang enttäuscht keine Sekunde lang und das Bass-Riff gegen Mitte ist ordentlich bis sehr gut, aber das Gitarrenfeuerwerk, dass die Jungs danach abfackeln, bedarf in heutigen Zeiten, wo sich die Bands oft nur noch durch den Namen unterscheiden, einer gesonderten Auszeichnung. Mitreißend aber gleichzeitig hinreichend hart. Könnte auch hierzulande schnell Freunde finden. „kimi no koe“ ist im Intro ein klein wenig wie D’espairsRay und gesanglich wie MUCC. Wenn man aber diesen Ähnlichkeiten keine Beachtung schenkt, erkennt man schnell ein großartiges Lied. Eine Art Edel-Metal-Ballade. Obwohl es keine merkliche Neuerung in den Stil einbringt, berührt die instrumentale Arbeit - allen voran wieder die Gitarristen - die Seele des Metal-Freunds. Und das Beste ist dann auch, dass man nicht wie zum Beispiel beim Erstlingswerk von Bullets for my Valentine abrupte Brüche im Song hat, die jegliche Aktivität des Publikums zunichte machen, sondern alles im Fluss bleibt und immer eine fließende Überleitung zwischen den härteren und ruhigeren Momenten besteht.

MasK“ ist von vorne weg wieder ein Genuß für die metallurgische Fakultät. Einzig das Schlagzeug klingt so, als ob man es in einer leeren Fabrik aufgenommen hätte. Und hier greifen die Jungs auch wirklich ihr Thema vom galaktischen Metal auf. Leicht verzerrter Gesang, der irgendwo zwischen System Shock und der hypnotischen Wirkung des Wunschgönners aus S.T.A.L.K.E.R den Hörer in seinen Bann zieht. Was die Jungs da in den Äther gesetzt haben, ist Atmosphäre pur. Der Refrain prügelt dann wieder die niedersten Instinkte aus dem Unterbewusstsein heraus, nur um sie kurz darauf wieder zu besänftigen und erneut hervorzurufen. „HELLRAISER“ verspricht schon als Titel Qualität. Und „Oh mein Gott. Ich kann nicht glauben dass sie das sagen“. Die Jungs sind tatsächlich so verschickt drauf und graben den prähistorischen Klassiker auf, auf Deutsch „eins, zwei, drei, vier“ zu zählen. Es hat noch nie einer die „fünf“ erreicht. Und dass man hier so herzhaft Rammstein eine Hommage spielt ist ein weiterer Bonuspunkt. Der Gesang danach ist zwar ein wenig steril, weil zu laut und die Instrumente übertönend. Aber der Rest reitet dieses Manko wieder heraus. Noch eine Prise gesungener Theatralik - Brandon Flowers als Sänger einer Metal Band würde nur wenig anders klingen - und fertig ist ein weiteres Meisterstück.

Vorte -X-“ beginnt ein wenig banal. Zumindest im Vergleich zu dem bis dahin gebotenen, klingt es zu sehr alltäglich. Gut, dass man wieder die tiefsten Growls eingebaut hat, die verbessern die Bilanz um ein paar Punkte. Es dauert geschlagene zwei ein halb Minuten, bis die Jungs hinter den Saiteninstrumenten wieder mal ihr Talent beweisen dürfen und auf einmal wird das Lied besser. Es ist zwar immer noch ein zu stereotyper UNDER CODE Song, aber wenigstens gibt man sich da ein wenig mehr Mühe. Schade, sie hatten sich bis hierher so gut gehalten. Den Abschluss bildet wieder ein Instrumental Outro. Warum man hier auf einmal ein klassisches Piano ausgräbt, ist ein weiteres Rätsel. Aber es passt! Dann noch ein wenig Stargate Feeling mit sphärischer Musik und ein wenig Herzschlag zum Ausklang. Klischeehaft ohne Ende, aber gerade dadurch sehr klassisch.

Bleibt nur noch das Video. Einer dieser netten Motivationsgründe, die meist nur die europäischen Fans bekommen. Man muss dafür zwar an den PC (DVD Player klappt vielleicht auch, wurde während der Review nicht ausprobiert) und etwa 270 MB Platz reservieren, aber man bekommt ein Video. Und surprise surprise, man bekommt so was von eins auf die Fresse. Uwe Boll dreht bessere Filme als dieses PV. Aber wer masochistisch veranlagt ist, Trash vergöttert oder schon die seltsamen Videos von Psycho le Cému einfach nur großartig fand, kommt vollkommen auf seinen Spaß. Die Jungs sitzen auf einem Meteoriten mit Fahrtrichtung Erde und spielen, ohne irgendeine Geschichte zu erzählen, einfach ihre Instrumente in Grund und Boden. Dass der Meteorit aber zum Himmel schreiend schlecht animiert ist - man verzeihe es den Jungs, da sie noch Newcomer sind und wohl auch Superstars für ein PV kaum bessere Computeranimationen bekommen würden - macht die ganze Geschichte so unfreiwillig komisch, dass man sich vor diesem Irrsinn nur noch verneigen kann. Für das Gepose an den Gitarren gibt es höchstwahrscheinlich auch eine Schule oder so. Es ist unglaublich, aber manche Verrenkungen der Saitenzupfer könnten als Schablone mit gefühlt 10000 anderen Videoausschnitten übereinander gelegt werden, es würde nur minimalste Abweichungen geben. Wie man weiß, kommt in diesem Lied ein Doppel-Gitarrensolo vor. Und an dieser Stelle sind die Jungs die elendigsten Poser, um J.B.O. kurz zu zitieren. Aber das ist positiv gemeint. Den hierdurch qualifizieren sich die Jungs für die Metal Liga.

Fazit:
Die Gesellenprüfung war ordentlich, die Meisterprüfung kam etwas verfrüht, ist aber bestanden worden. Einzig das belanglose „Vorte -X-" sticht partiell negativ heraus. Und das trotz des stylischen Titels. Ohne dieses Lied wäre die Gesamtnote im guten 9.X Bereich gelandet. Denn Stimmung im richtigen Moment macht das Album allemal.

Ein Glücksgriff, den Gan-Shin sich da geleistet hat. Vielleicht nicht finanziell - da Metal Bands selten hohen Zulauf finden - aber musikalisch qualitativ. Außerdem ist es ein weiterer Schritt in die richtige Richtung, Visual Kei hierzulande vom Tokio Hotel und Cinema Bizarre Image wegzubringen, den die anvisierte Szene die letzten Jahre gelehrt wurde. Jetzt muss man nur noch über die letzte Hürde springen und die Jungs auf eine (günstige) Club Tournee schicken. Metaller zahlen selten viel für den Eintritt, vor allem nicht bei unbekannten Bands. Aber wenn nicht XodiacK für dieses Novum versucht werden, dann wohl auch keine Band danach.
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Zugehörige Künstler

XodiacK © JaME
XodiacK

Zugehörige Veröffentlichungen

Album CD 2010-01-15 2010-01-15
XodiacK
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