Von Flugzeugabstürzen und ganz anderen Geschichten.
Als die achtköpfige Popgruppe AAA am 29. Juni 2006 zum Angriff auf das Zepp Tokyo blies, wussten vermutlich nur die wenigsten, was sie dort erwarten würde. Seit dem 13. September 2006 kann sich nun jedermann ein Bild davon machen.
Die erste halbe Stunde des Konzertes lässt sich kurz zusammenfassen, da hier ein Mix aus Schauspiel und Musik zum Besten gegeben wurde. Die Geschichte hinter dem Akt ist folgende: Auf ihrer Reise nach Tokyo stürzten AAA mit dem Flugzeug auf einer Insel ab. Dabei erlebt man eine aufkeimende Romanze, den verzweifelten Versuch eine Flaschenpost über das weite Meer zu senden und wie sich alle gegen diverses Getier zur Wehr setzen müssen. Schlussendlich werden sie vom einem Rettungshubschrauber gefunden und schaffen es mit leichter Verspätung zu ihrem Gig nach Tokyo, wo Missile Innovation um Ryo Owatari (Do As Infinity) die Stellung halten.
Der sich anfügende reine Konzertteil lässt sich sogar noch einmal in weitere Teile aufspalten, wodurch das Hauptkonzert letztendlich aus drei Abschnitten und der Zugabe besteht. Mit "BLOOD on FIRE" startet der erste Abschnitt und mit diesem Lied legen sie den Grundstein für einen energischen Gig. Der Einsatz von Verwischeffekten und starker grüner Laserlichtbegleitung in diesem Song trägt zur Atmosphäre bei, und selbst wenn diese fehlen - wie im sich anschließenden "VIRGIN F" - bleibt eine gewisse Grunddynamik erhalten. Die beiden nachfolgenden Stücke schlagen versöhnlichere Töne an; das bedeutet allerdings nicht dass es langweilig wird. Nach verklingen von "Shalala Kibou no uta", stehlen sich die drei Mädchen von der Bühne und lassen die Jungs allein zurück.
Nur wenig später wird klar warum: Die Jungs verschafften den Mädels mit einem MC genügend Zeit zum Umziehen für den zweiten Teil des Konzertes. Naoya kündigt voller Stolz die neue Doppel-Single an und schon erschallen die ersten schrägen Töne des eben angepriesenen rockigen, neuen Stückes und die Mädels erobern für "Kimono Jet Girl", in farbenprächtigen Kimonos und mit bunten Sonnenschirmen ausgestattet, die Bühne. Das Ganze wirkt so surreal und überdreht, dass der Robottanz der drei Damen nur noch die Spitze des Eisberges ist. Wie gut, dass die Jungs und ihr "Soul Edge Boy" da wieder etwas Ruhe und Balance hineinbringen. Rund dreiviertel des Songs wurden in schwarz/weiß verewigt und geben dem Lied so noch eine Retronote. Anschließend vereinen sich wieder alle auf der Bühne und ein Medley aus den damals beliebtesten Dancesongs wird angestimmt. Im letzten Teilstück des Medleys, genauer zum Schluss von "CRAZY GONNA CRAZY", verlassen alle Mitglieder AAAs unvermittelt die Bühne, woraufhin Gitarrist Ryo und Bassist Yoshiyasu Hayashi den vorderen Bühnenrand erobern, um das Zepp Tokyo zu unterhalten.
Anschließend erfüllt Dunkelheit die gesamte Bühne, hier und da flackert ein Licht auf und so sieht man gerade noch wie sich jemand, mit einem Fächer vor dem Gesicht und in einem traditionellen chinesischen Anzug gehüllt, einen Weg zu einem gewaltigen Gong bahnt. Chiaki entblößt ihr Gesicht, schlägt den Gong und die Show geht mit der imposanten sportlichen Choreografie zu "DRAGON FIRE" weiter. Das Achtergespann wirft die Anzüge ab, bringt die Menge in Stimmung und legt munter mit "Taiyou" und "Hallelujah" (wo es etliches zu sehen gibt, zum Beispiel nimmt Shuta Mitsuhiro Huckepack) nach. Nach diversen Danksagungen, verabschieden sich die Acht zum ersten Mal von ihren Fans, nur um wenig später erneut auf der Bühne zu stehen und die Zugabe zu performen.
Fröhlich und gemächlich wird in diese mit "Welcome to This World" gestartet, an das sich, nach einer kleinen Pause, das emotionale "Bokura no te" anschließt, in welchem sie sich an den Händen halten und wo Misako zum Schluss hin deutlich mit den Tränen kämpft. Ohne weiteres wollen sie sich jedoch noch nicht verabschieden und so können sich die versammelten Fans wie die Zuschauer im Heimkino noch über ein ausgelassenes "Hurricane Lily, Boston Mary" in einer verlängerten Version freuen. In das Stück wurden für die DVD-Veröffentlichung noch Rückblenden vom Konzert eingearbeitet, die den emotionalen Wert des Liedes noch einmal steigern und das Werk abrunden. Leider, wird nach verklingen des Songs sehr schnell abgeblendet und es gibt nur einen sehr kurzen Abspann zu sehen.
Die Bühne war zwar karg ausgestattet (gerade mal die Verstärker und Lautsprecher), aber dafür stimmte die Soundkulisse, besonders bei den Schauspielakten waren die surrenden Insekten oder das Rotorgeräusch des Hubschraubers Gold wert und halfen dabei sich in die Geschichte hineinzufühlen. Die beste Figur und die glaubhaftesten Charaktere gaben in den Schauspielakten die Jungs ab; die Mädels übertrieben immerzu. Bis auf wenige Ausnahmen ("Kimono Jet Girl" beispielsweise) war die Setlist sehr unterhaltsam und dynamisch. Imposant war auch die Lichtbegleitung während der Songs, wobei das grüne Laserlicht noch am deutlichsten ins Auge fiel und natürlich die Verwisch- wie Multi-Imageeffekte in "BLOOD on FIRE" bzw. "Kimono Jet Girl".
Laufzeit: ca. 119 Min.
Bild:
Hier muss unterschieden werden, da die limitierte Variante noch eine zweite Scheibe in einem anderen Bild- und Tonformat enthält. Der Hauptfilm ist im 16:9 bzw. Letterbox-Format auf Zelluloid gebannt worden und offenbart nur wenige Schwächen. Einzig der leichte bis mittlere Rauschpegel bei schlechter Ausleuchtung oder Nahaufnahmen fällt negativ auf. Die Bildqualität auf dem zweiten Silberling, das in 4:3 verewigt wurde, rauscht nur leicht und ist ansonsten ebenfalls sehr kontrastreich, mit strahlenden Farben.
Ton:
Für Disc 1 stehen ein frontlastiger Dolby Digital 5.1-Sound und ein dumpfer bis satter Stereoton zur Auswahl. Auf der zweiten Scheibe erlebt man alles in einem dumpfen bis vollen Dolby Digital-Stereoton.
Specials:
Käufer der limitierten Fassung, erhalten nicht nur ein schickes Booklet und die edle Digipak-Aufmachung sondern mit der Bonus-DVD noch ein schönes Spielzeug in die Hand. Auf der so genannten "Multi-Angle 8-Shot-Disc" verbergen sich drei Songs aus dem Konzert die, wie der Name schon andeutet, in mehreren Kamerawinkeln festgehalten wurden. Nichts Besonderes mag man jetzt vermuten, aber nachdem man den gewünschten Winkel (bzw. das Gruppenmitglied) und den Song ausgewählt hat, schaut man seinem ganz persönlichen Liebling zu (und nur ihm)! Selbstverständlich kann man mit der "Angle"-Funktion auf der Fernbedienung manuell umstellen und sich so durch die gesamte Band zappen - ohne dass dabei das Bild stockt oder aussetzt. Zur Auswahl stehen: "Kirei na sora", "Hallelujah" und "Hurricane Lily, Boston Mary". (Laufzeit: 8 x 15 Min.)
Fazit: Bild und Ton sind für das Alter okay, auch die Setlist weist schöne Momente auf und selbst das Schauspiel birgt lustige, spannende und kitschige Elemente in sich, sodass ich durchaus zu einem Kauf für Fans der Band raten kann. Wer es etwas edler mag und gerne mal mit der Multi-Angle-Funktion spielen möchte, der sollte zur limitierten 2er-Disc-Version greifen.
Wertung: 8/ 10 Punkten
Setlist:
Friday Party
Saikyou Babe
Deai no chikara/Get or Lose
Monkey Magic
Hurricane Lily, Boston Mary
Here we go!
BLOOD on FIRE
VIRGIN F
Kirei na sora
Shalala Kibou no uta
Kimono Jet Girl
Soul Edge Boy
MEDLEY (Bomb A Head!, Feel Like dance, CRAZY GOONA CRAZY)
DRAGON FIRE
Taiyou
Hallelujah
Zugabe:
Welcome to This World
Bokura no te
Hurricane Lily, Boston Mary (Original Long ver.)