Das erste Best-of zum 10. Geburtstag
Künstler: D'espairsRay
Titel: IMMORTAL (Special European Press)
Typ: Album + DVD
Stil: Industrial/ Metal /Pop-Rock
Veröffentlichung: 28.05.2010
Wertung: 9,5/ 10 Punkten
Tracklist:
01. Ori no naka de miru yume
02. MaVERiCK
03. Garnet
04. BORN
05. Yami ni furu kiseki
06. [Fuyuu shita risou]
07. "Forbidden"
08. Abel to Cain
09. Kogoeru Yoru ni Saita Hana
10. Closer to ideal
11. Squall
12. MIЯROR
13. Cocoon
14. Scissors
15. HORIZON
DVD (TOUR 2007 FINAL Spiral Staircase:Outflies):
PIG
Subliminal
DAMNED
Angeldust
Dears
Yami ni furu kiseki
Dank Gan-Shin gelangte das am 29. Dezember 2009 in Japan veröffentlichte erste Best-of-Album D'espairsRays Ende Mai 2010 in einer Sonderpressung nach Europa. Auf dem Silberling sind insgesamt 15 Indies-Tracks aus allen Schaffensperioden der Band vertreten. Ursprünglich wollte das Quartett Lieder für diese Sammlung auswählen, die live einen bleibenden Eindruck hinterlassen hatten, letztendlich entschied man sich aber dann dafür, Songs zu nehmen, die die musikalische Entwicklung der Band am besten repräsentieren.
In den ersten vier Jahren ihrer Schaffensgeschichte stand knallharter Industrial auf dem Programm. Der erste leichte Bruch fand im September 2002 mit "Ori no naka de miru yume" statt, welches das Best-of eröffnet. In gewisser Weise war dieser Song eine der ersten Balladen überhaupt, hat aber dennoch den unverkennbar starken Bass- und schnellen Drumbeat zu bieten, gepaart mit Karyus deftigen Gitarrenriffen, einem düsteren Text und stellenweise unerwartet leichten Synthesizern. "MaVERiCK" ist natürlich nach wie vor "DIE" Single ihres musikalischen Wandels schlechthin und darf daher keineswegs fehlen. Der schnelle, heftige Track besticht auch heute noch durch seinen technisierten Klang und die freakigen Synthesizer. Neben "MaVERiCK" spielte um 2003 noch eine ganz andere Single eine gewichtige Rolle in der Geschichte D'espairsRays: ihre Erfolgsscheibe "Garnet". Der mythisch düstere Song hat nichts an seiner Faszination verloren und genauso lässt sich das schaurige, hypnotische "BORN" umschreiben. Wer erst mit "[Coll:set]" oder noch später zu D'espairsRay gestoßen ist, wird bei dem nachfolgenden balladesk erscheinenden "Yami ni furu kiseki" ins Staunen geraten, denn diese Aufnahmevariante von 2004 ist durch seine Akustikakkorde äußerst gefühlvoll geworden und bis heute nahezu unverändert geblieben. Anschließend gibt es dann Kontrastprogramm vom Feinsten mit dem sehr beliebten, provozierenden Headbanger "[Fuyuu shita risou]" (der ein neues Fade-out bekommen hat) und dem eingängigen Ohrwurm "Forbidden". Auch der nächste pulsierende Track stammt vom 2005er Album "[Coll:set]": "Abel to Cain". Der kraftvolle Song geht ins Ohr, sei es nun durch die mit Schimpfwörtern gespickten Lyrics oder durch das atmosphärische Gesamtpaket (es gibt sogar eine Art Engelschor zu hören).
Als damals im April 2006 "Kogoeru Yoru ni Saita Hana" erschien, war für D'espairsRay eine neue Ära angebrochen. Selbst heute und vor allen Dingen nach all den vorherigen Krachern ist der Pop-Rockklang ungewohnt anzuhören. Bestechen tut er nicht nur durch die leichte und rockige Note, sondern auch durch seinen Groove. "Closer to ideal" lässt sich da eher wieder in die Sparte der pulsierenden, dynamischen Tracks der Band einordnen, denn für Stimmung sorgen die harten Gitarrenriffe und der melodische Refrain. Als Rockballade mit viel Herz lässt sich "Squall" beschreiben, denn nicht nur in der Neuaufnahme stechen die Streicher und das Akustiksolo deutlich hervor. Mit "MIЯROR" (dem Aushängeschild der Jahre 2007 und 2008) nähert man sich langsam ihrem Stil der vergangenen Jahre an. Die eingängige Hymne punktet nach wie vor durch ihren dynamischen Beat und HIZUMIs Gesang. Die sich anschließenden beiden Songs sind von der schnellen und verstörenden Sorte, es handelt sich hierbei um die B-Seiten von "BRILLIANT" und "KAMIKAZE". Um diesen Eindruck zu erwecken, bedient sich "Cocoon" sehr harter Akkorde und expliziter Hilferufe und bei "Scissors" kommt zudem ein aggressiver Touch hinzu. Dennoch sind beide Songs richtige Ohrwürmer, nachdem man erst einmal Zugang zu ihnen gefunden hat. Geschlossen wird das Best-of passenderweise mit ihrer letzten Indies-Single "HORIZON". Noch immer einmalig sind die Rap-Einlagen und das vor Hoffnung strotzende Gesamtambiente. Nach wie vor hat man das Gefühl, dass sich D'espairsRay mit diesem Lied selbst Mut machen.
Für die europäischen Fans gibt es noch ein ganz besonderes Highlight mit dieser Pressung zu entdecken: eine exklusive Live-DVD. Das Material ist mit der Ende 2007 stattgefundenen Spiral Staircase:Outflies-Tour nicht gerade taufrisch und auch nicht komplett auf dem Silberling zu sehen, aber sie passt sehr schön zum Konzept von "IMMORTAL". Nachdem man in dem spartanischen Menü seine Wahl getroffen hat (es gibt ja nur "Play") startet das kurze Intermezzo dann auch schon mit dem Headbanger "PIG". Man kann diesen Track bereits als grobe Richtlinie für die nachfolgenden vier Songs ansehen. Überall wird gesprungen, geheadbangt, die Menge in Stimmung gebracht und ordentlich Gas gegeben. In "DAMNED" und "Angeldust" gibt es sogar noch ein paar imposante Hintergrundbilder wie züngelnde Flammen oder psychedelische Muster zu sehen. Als Abschlusstrack wurde "Yami ni furu kiseki" ausgewählt, das durch HIZUMIs emotionale Interpretation besticht und wo selbst der Heimkinozuschauer in Ehrfurcht erstarrt. Nach rund 29 Minuten ist der Spuk dann allerdings schon vorbei und was bleibt, ist das Wissen, dass all diese Lieder unsterblich bleiben werden.
Bild & Ton:
Bei guter Ausleuchtung (und dies ist meistens der Fall) erstrahlt das Bild in leuchtenden Farben und satten Kontrasten. Zudem ist es meist sauber und klar, nur selten legt sich ein Rauschfilm darüber. Die Tonspur ist laut und voll, neigt sogar schon fast zum übersteuern.
Laufzeit: ca. 29 Min.
FSK: ab 12 Jahren
Gesamtfazit: Auf "IMMORTAL" finden sich zeitlose Klassiker wieder und die Idee, die Songs in eine chronologische Reihenfolge zu bringen, lässt einen die Entwicklung noch besser nachempfinden. Durch die Europressung wurde eine preiswerte Alternative geschaffen, die durch die DVD (die sehr schöne Nahaufnahmen bietet) noch einen zusätzlichen Kaufanreiz mitbringt. Das Set kostet rund 20 Euro, aber die sind mehr als nur gut angelegt und die Sammlung ist nicht nur für Fans einen Blick wert, sondern auch all diejenigen, die es noch werden wollen. Einziger Wehrmutstropfen: Es sind nicht wirklich die groß angekündigten Neuarrangements geworden. Zwar dröhnen die Songs durch die neue Abmischung allesamt voller aus den Lautsprechern und hier und da wurde etwas Finetuning betrieben, aber wer die Varianten von ihren Livekonzerten im Ohr hat (gerade im Hinblick auf die neuen Sounds von "Garnet"), wird diese auf "IMMORTAL" nicht finden!