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Cure NEW AGE COLLECTIONS Vol. 1

24/07/2010 2010-07-24 20:12:00 JaME Autor: Viktor Hemminger

Cure NEW AGE COLLECTIONS Vol. 1

Die Rückkehr zu alten Promotionwegen

Album CD

Cure NEW AGE COLLECTIONS Vol. 1

Cindy Kate, Marie

Künstler: Cu[be], Gallows, Six Bullet’z, SOMATIC GUARDIAN, SIN, My heaven’s luck sisters, akenokarasu, 69, LYCORICE, NEOPHILIA, Serendipity, Marie, ACTWEED, SWEET MADONNA, LOKI und Cindykate
Titel: Cure NEW AGE COLLECTIONS Vol. 1
Typ: Omnibus Album
Release: April 2010
Stil: Metal, Rock, Pop-Rock
Bewertung: 7,4 / 10


Tracklist:

01. Cu[be] - senkou prologue
02. Gallows - Masochist [K]
03. Six Bullet’z - Guilty
04. SOMATIC GUARDIAN - freesia
05. SIN - Faith less
06. My heaven’s luck sisters - Love carved for the memories
07. akenokarasu - shokken ranyou
08. 69 - Fly high
09. LYCORICE - yuushoku
10. NEOPHILIA - DRUG
11. Serendipity - kaketa onpu
12. Marie - Visualize Cinderella
13. ACTWEED - VampiЯe
14. SWEET MADONNA - Voice
15. LOKI - mayonaka eisei
16. Cindykate - keikoku


Da lohnt sich doch wieder der Kauf der Cure Zeitschrift. Wenn man schon mit mehr als 50% der darin auftauchenden Bands rein gar nichts anfangen kann - sei es auch nur deswegen, weil diese schon zum 100sten Mal interviewt werden, obwohl sie gerade mal zwei Singles veröffentlicht haben - dann hat die Zeitschrift ihre Daseinsberechtigung oft verwirkt. Daher ist der Schritt von Cure löblich, nach altem Muster halbwegs bekannte Band willkürlich auf einem Sampler zu versammeln und sie hierdurch der Öffentlichkeit zu präsentieren. So auch hier, die Namen hat man schon mal gehört, vielleicht auch die eine oder andere Homepage besucht, aber Superstars trifft man hier (noch) nicht. Zudem hatte UNDER CODE Mastermind KISAKI an der Zusammenstellung gefeilt, es kann also durchaus interessant werden.

Cu[be] legen schon mal gut los. Ordentlicher Metalriff, der ein wenig bekannt vorkommt, was aber nicht unbedingt schlecht sein muss. Die Strophe klingt ein wenig austauschbar, weil eher am Punk orientiert und dort die drei Akkorde langsam ausgereizt sind. Der Refrain geht in Ordnung, wie auch die zweite Hälfte insgesamt, da dank eines guten Gitarrensolos und etwas mehr Abweichung vom bisherigen Songmuster so etwas wie Ideenreichtum zum Vorschein kommt. Gallows bedienen sich fast schon des Industrials. Eine Sängerin, verzerrte Gitarren und ein wenig Pop im Refrain. Klingt nach seltsamer Mischung, und bis auf das mit dem Pop könnte es sich glatt um BAAL handeln. Das Lied kann den Hörer trotz wenig Abwechslung für sich begeistern, vor allem wohl wegen des fein dosierten Industrials.

Six Bullet’z beginnen brachial und treten danach schnell das Gehirn des Hörers platt. Eigentlich Metal nach derzeitigen Standards hat es ein paar Elemente, die sich im Gehörgang einfach nur seltsam anhören. Tempowechsel, die durch den Gesang auch noch hervorgehoben werden, vertragen sich nicht gut mit einem von der Sonne gebrandmarkten Gehirn. Es ist nicht schlecht, aber das Songwriting sollte mit Hinsicht auf etwas mehr Fluss optimiert werden. Dann wird es auch was mit der Note „gut“. SOMATIC GUARDIAN grooven sich ins Herz mit einem ordentlichen Bassriff und präzise gesetzten Gitarrenriffs. Der Gesang lässt ein wenig zu wünschen übrig, kann aber spätestens im Refrain doch überzeugen. Klingt klassisch und hat eine sehr seltsame Komponente: Klatschen. Im Refrain wird tatsächlich geklatscht. Ist mal was Neues, auch wenn es nicht wirklich passt. Gegen Ende kommt ein wenig der Kamijo bei den Songschreibern durch, doch der symphonische Ausflug verleiht eine gewisse Note der Eleganz. Und bei dem Groove, den die Musiker veranstalten, ist das definitiv vernachlässigbar.

SIN starten eher schwach und bauen danach dank des Sängers recht schnell weiter ab. Das Intro ist zu gewöhnlich und der Sänger passt einfach so gar nicht rein. Das Problem liegt daran, dass die Musik eher gedämpft gespielt wird, der Frontman sich aber zu oft an hohen Tönen vergreift. Das schneidet sich einfach zu sehr im Ohr, als dass man es ernsthaft genießen könnte. Dann aber überrascht die Band mit einer netten Growl-Einlage als Teil des Refrains. Das war es aber auch. Die Musiker mühen sich redlich, aber viel zu retten gibt es da nicht. Während der Growls hat die Band ihre Höhepunkte, daher wären sie als Death Metaller wohl deutlich besser aufgehoben. My heaven’s luck sisters schlagen in eine ähnliche Bresche. Unauffälliger Anfang. Dann aber steigert sich die Band deutlich. Sehr klassischer Sound, der glatt von Ende der 90er sein könnte. Angenehm melodisch, mit ein paar interessanten Momenten, in denen das Piano eine stimmige Atmosphäre aufbaut. Ein Fest für Nostalgiker.

Bei akenokarasu sagt man spontan zu sich selbst: „Das ist doch mal wieder ein feines Intro!“. Rock’n’Roll lässt grüßen. Nur dass dort die Strophen klarer strukturiert sind. Irgendwo zwischen altbekanntem Irrengequieke und Selbstgesprächen prügelt der Sänger die Verse über die Zeit. Der Refrain klingt dann wieder besser, auch weil etwas mehr Kraft ins Mikrofon strömt. Zum Headbangen eignet sich der Mittelteil vorzüglich. Und in der zweiten Hälfte überrascht der Sänger mit einer Stimmenvielfalt, die man ihm nicht zugemutet hätte. Klingt stellenweise nach Animetal, was dem Ganzen die Krone aufsetzt. 69 klingt schon vom Namen her nach seriöser Musik. Nicht wegen der anzüglichen Lesart, sondern weil man im Japanischen schon oft die Zahlenkombination als „Rock“ (Zusammensetzung aus „roku“ (6) und „kyuu/ku“ (9)) gelesen hat. Mit über sechs Minuten Laufzeit hat sich die Band aus Kansai auch gleich hohe Ziele gesetzt. Und man muss sagen, es gelingt ihnen, den Hörer zum Nachdenken zu bewegen. Nicht unbedingt wie beim Free-Jazz, sondern wie in der Oper. Fast 90 Sekunden einfach nur Instrumentalintro. Der Songtitel sagt eigentlich schon alles. Das Trio vergreift sich an klassischen Elementen des VK, kann aber durch eine ungeheure Atmosphäre überzeugen. Melodie ist dabei und solange gesungen wird, ist auch ein einheitlicher Musikfluss zu verzeichnen. Und dennoch gibt das Lied zu denken. Knapp an „gut“ vorbei, wegen ein paar Tempowechseln zu viel.

LYCORICE sind ein weiterer Fall von „muss man auch mal erlebt haben“, der in der VK-Szene immer seltener wird. Eine Band die ihren Song „Abendessen“ nennt und sich anhört wie wenn man am Radio die Frequenzen durchrast, um seinen Lieblingssender zu finden, hat halt offenbar nicht alle Tassen im Schrank. Irgendwo tauchen Pop-Songs und Country-Elemente auf. Und das bei über 30 Grad vor der Haustür. Kurzum gesagt: Vollzug des Geschlechtsaktes mit dem menschlichen Denkzentrum - wahlweise auf Englisch. Auch wenn hierbei eine nette Reminiszenz an einen Family Guy Witz geweckt wird und der Song ziemlich einzigartig ist, so hat man doch das Gefühl, dass sich der Überraschungseffekt schnell abnutzen könnte. Daher bedingt empfehlenswert. NEOPHILIA sind dann wieder eigentümlich aufgestellt. Einige nette Ideen sind vorhanden, aber alles wird so arg poppig dargeboten, dass man nicht unbedingt einen Draht dazu findet. Es ist wie so oft: die Musik ist gut, aber die darüber gelegten Verse machen alles kaputt. An das große Vorbild Psycho le Cému reichen NEOPHILIA keinesfalls heran. Zu einfach ist der Song.

Serendipity gingen dagegen wohl bei Kamijo zur Schule. Klassisch-melodischer Gesang über kaum auffälliger Musikuntermalung. Ebenfalls ein Fall der späten 90er und jener Bands von damals, die durch Pop-Rock schnell einen Major-Vertrag ergatterten und fast noch schneller wieder in der Versenkung verschwanden. Der Song tut niemandem weh, was wohl seine größte Schwäche ist. Aber er ist beim besten Willen keinesfalls schlecht. Nur eben nicht herausragend und eher für bestimmte Situationen geeignet. Marie könnten mit dem Gitarrenriff genauso gut THE OFFSPRING heißen und einen Song von “Americana“ covern. Ein Fakt, der nicht gerade negative Empfindungen verursacht. Etwas weniger Keyboard wäre vielleicht eine Alternative gewesen in den instrumentellen Teilen, aber das ist dann auch wieder Haarspalterei. Viel mehr kann man über das Stück nicht sagen. Es unterhält sehr gut, auch wenn fünf einhalb Minuten etwas arg lang geraten sind.

ACTWEED gehört zu der Art von Bands, deren Namen man in allen möglichen Eventlisten schon zigfach gesehen zu haben meint. Und der Songtitel lässt auch schon die Richtung erahnen. Da sind die Erwartungen also durchaus hoch. Wie kaum anders zu erwarten, bekommt man zunächst Glockengeläut und dann einen schmissigen Riff, der vom Keyboard unterstützt ein wenig an skandinavischen Metal erinnert. Der Gesang ist überraschend simpel, ja fast schon abgehackt. Erst mit dem Refrain bekommt man ein wenig mehr Zusammenhang in den Song. Ansonsten pflegen die Jungs ihr eingeschlagenes Grundthema. Düster und hart brettert das Quintett durch die fast fünf Minuten Song. Durchaus interessant. SWEET MADONNA erwecken mit dem Namen im Gegenzug wenig Vorfreude. Aber die Zweifel scheinen unbegründet. Stimmungsvoller Hardrock mit einem sehr eigensinnigen Refrain. Auch wenn das Stück wenig auffällig ist, erst recht im Vergleich zu den heutigen hyperaktiven Newcomern, reißt die Seele des Songs Einiges heraus. Nomen est omen. “Voice“ überzeugt nicht nur mit der Stimme des Sängers, sondern vor allem auch mit der Stimme der sechs Saiten.

LOKI beginnen trotz ihres düsteren Images - welchen das Bild im Heft vermitteln will - sehr poppig. Klingt wie das Opening einer Serie aus dem Frühstücksfernsehen. Der „Mitternächtliche Satellit“ klingt genau danach. Ein verträumtes Liedchen mit viel positiver Energie, der auch das Grummelmonster gütig stimmen könnte. Man kann dem Lied einfach nicht böse sein. Es ist entwaffnend einfach. Nichts, was man ein ganzes Album lang hören muss, aber für zwischendrin sehr gut geeignet. Und schon ist man mit Cindykate am Schluss angekommen. Der kleidungstechnische LSD-Trip ist wohl die Band auf dem Sampler, die noch am ehesten so etwas wie Berühmtheit für sich beansprucht. Das merkt man auch spontan an der Produktion. Es klingt alles deutlich geradliniger, aber überraschend interessant. Nicht 100%ig überzeugend, aber deutlich über den Erwartungen, die der Autor derartigen Bands von vornherein entgegenbringt. Ein paar Kleinigkeiten stören hier und da, aber insgesamt ist der Song doch recht gut gelungen.

Fazit:
Zwei mittelprächtige Ausfallerscheinungen, ein Pack durchgedrehter Knalltüten, drei ausbaufähige und zwei gelungene Songs, die aber gegen die stärkere Konkurrenz abfallen. So viel zu den Stücken, die irgendwo zwischen einer Zwei Minus und einer Fünf umherlungern. Dem gegenüber stehen acht sehr gelungene Kompositionen, von denen Marie, SWEET MADONNA und LOKI um die Krone kämpfen. Mit kleinem Vorsprung für erstgenannte. Die CD kann sich also sehen lassen. Und mit 980 Yen für Album und Beiheft kommt man verdammt günstig weg. Es lohnt sich also eigentlich schon wegen der 14 Songs, auch wenn 16 drauf sind. Den Informationsgehalt des die CD umgebenden Mediums muss jeder für sich selbst einschätzen. Aber ein vielversprechender Anfang, der “NEW AGE COLLECTIONS“ die bereits jetzt (Juli 2010) drei Volumes umfassen.
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Zugehörige Künstler

Cindy Kate © UNDER CODE PRODUCTION / Cindy Kate
Cindy Kate

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