Review

DuelJewel - WE WILL MELT YOU

15/10/2010 2010-10-15 08:36:00 JaME Autor: Viktor Hemminger

DuelJewel - WE WILL MELT YOU

Die Jäger des verlorenen Schatzes

Künstler: DuelJewel
Titel: WE WILL MELT YOU
Typ: Album
Veröffentlichung: September 2010
Stil: Rock / Metal
Bewertung: 8.0 / 10

Tracks:

01. colors
02. Never Blue
03. Konsui Peke Peke Doll
04. betray
05. Chaste Sin
06. Noah
07. Shojo
08. Etsu
09. Trust
10. SEPIA
11. Tsuki to Tawamure
12. Bonus Track
13. Lair Game
14. Brave
15. DANCING ON THE GRAVE
16. Sakura mau hodou
17. Will ~andante~


Der Untertitel bezieht sich auf den gleichnamigen George Lucas Film, denn die CD und der Kinofilm haben einiges gemeinsam. Zunächst einmal der "Schatz“. Das Cover ziert ein Kristallanhänger, der durch Lichteinfall in einem angenehm warmen Orange strahlt. Zudem hüten die CD und ihre Erschaffer (Gan-Shin Records) ein Geheimnis: Den Inhalt der Bundeslade. Zugegeben, das ist zu weit gegriffen. Bleiben wir bei der Wahrheit: Das Geheimnis ist der Titel des zwölften Songs. Kenner der Band werden diesen vielleicht kennen, ich tu es nicht. Und zu guter Letzt der Titel, der den finalen Showdown zwischen Indiana Jones und seinen Widersachern geradezu unfreiwillig in Worte fasst. "WE WILL MELT YOU“ klingt geradezu als Drohung, sich nicht nach dem Titel des "Bonus Tracks“ zu erkundigen. Denn es ist nicht so, dass das Stück als solcher gekennzeichnet ist. Er taucht einfach gar nicht auf. Die Nummer 12 fehlt in der Tracklist wie in chinesischen Hochhäusern die vierte Etage. Eine Verschwörung? Mal schauen!

"colors“ startet forsch und gewinnt durch die melodische Vertonung durch den Sänger noch mehr an Drive. Die Überleitung zum Refrain aber ist etwas zu progressiv geraten. Da wurde etwas zu viel experimentiert. Der Rhythmus wird zu sehr durcheinander geworfen. Der Refrain selbst ist dann wiederum perfekt komponiert, für manchen Geschmack vielleicht zu perfekt. Die Instrumente leisten jedoch gute Arbeit. "Never Blue“ beginnt überraschend bleihaltig. Paar nette Growls runden das Intro ab. Die Strophe überzeugt mit tief gesungenen Texten, bevor der Sänger für den Refrain wieder die glockenhelle Stimme auspackt, die aber nur in den Momenten vollends überzeugt, in denen er nicht zu hoch greift. Ansonsten, alles wie beim ersten Song: perfekt durchkalkuliert. Auch das Gitarrensolo, wobei der Wechsel von Solo zu Refrain eine Minimale Schwachstelle aufzeigt.

"Konsui Peke Peke Doll“ bietet einen sehr interessanten Anfang: helle Gitarre und ein irres Tempo. Dass aber der Text nicht im Gleichklang mit der Komposition dargeboten wird, sowie die durch Synthesizer verzerrte Stimme, bildet allerdings ein etwas negatives Gegengewicht. Aber die Geschwindigkeit nimmt einen einfach mit. Abgesehen von den zwei Mängeln, hat man hier einen sehr experimentierfreudigen Song vor sich. "betray“ als Titel klingt nach bösem Metal, das Lied selbst ist aber eine ziemliche Popnummer. Erst die kurze Überleitung zum Refrain bietet etwas Garstigkeit und die richtige Stimmung, die dem Wort "Betrug“ entspricht. Es ist nicht so, dass dem Stück gute Ideen fehlen - davon hat es reichlich. Aber selbst das Instrumentale kann nicht über die völlig überraschungsarme poppige Verarbeitung des Rests hinwegtäuschen. Verschenktes Potential.

"Chaste Sin“ macht die Sache etwas besser. Der melancholische Song sorgt für ein gediegenes Ambiente und ist schon seit seiner Erstveröffentlichung 2000 ein Beweis für die eigentliche Klasse der Gruppe. Das Gefühlvolle Solo in der Songmitte und der tiefe Gesang geben den letzten Schliff. Wenn der Sänger doch nur häufiger langsam und tief singen würde, es könnte wahrscheinlich sogar aus "betray“ einen großartigen Song machen. "Noah“ geht ebenfalls auf eine Veröffentlichung vor mehreren Jahren zurück. Und auch hier zeigt sich, dass ein eher balladeskes Stück der Stimme des Frontmanns entgegenkommt. Der Refrain ist leicht unausgewogen geraten. Aber verschmerzbar, solange der Rest okay bleibt. Und dafür sorgen wie so oft die vier Musikanten im Hintergrund. Hätte man den Song nicht auf fünf Minuten gepanscht, es hätte das Prädikat "empfehlenswert“ bekommen, denn die letzte Minute kann man sich leider sparen.

"Shojo“ ist wiederum aus anderem Holz geschnitzt. Der Sänger ist fröhlicher unterwegs, übertreibt aber nicht. Die Komposition bietet ein paar sehr interessante Stellen und belegt, dass man das Songschreiben am Besten dem ersten Gitarristen überlässt. Die berechnende Art des Sängers, den Text nach dem Gitarrensolo nur langsam wieder auf Tempo zu bringen, zahlt sich voll aus und bietet mit die brillanteste Stelle im Song. "Etsu“ beweist leider, dass auch Gitarrist Shun kein absolutes Songwritingwunderkind ist. Es liegt aber vielleicht daran, dass hier das Experimentieren zu sehr Überhand nimmt. Die einzelnen Instrumente machen ihre Sache gut. Aber als Zusammenspiel fehlt da irgendwie etwas. Vor allem die Vortragsweise des Sängers fällt aus sämtlichen Zusammenhängen heraus. Schade.

"Trust“ ist wieder schwer und düster. Die Strophe glänzt mit fast Death-Metal lastigem Gesang, weshalb der Wechsel zum typisch Pop-Rock Refrain gut funktioniert. Der Sprung zwischen beiden Komponenten ist groß genug, weshalb man dieses Experiment goutiert. Das schnelle, metallige Geschredere macht allerdings mehr Spaß. "SEPIA“ weckt eine gewisse Erwartungshaltung, denn mit dem Begriff verbindet man atmosphärische Dichte. Die Dichte kann der Song nur bedingt einhalten. Aber ein Riff, der sämtliche Tophits der 80er in den Schatten stellt, ist auch was. Der Gesang trifft nicht ganz den eingeschlagenen Stil, überzeugt aber dennoch mit kraftvollen Stellen. Dass der Gitarrist sich einmal mehr austoben darf, bringt weitere Bonuspunkte. Aber da zeigt sich wieder, dass die sehr frühen Stücke der Band die größte Klasse hatten.

"Tsuki to Tawamure“ braucht eine Weile um warm zu laufen. Ein Sample von einem Grammophon wurde geschickt in die Stille versteckt, weshalb einen der Umschwung zur Ballade nur wenig überrascht. Aber wir haben ja schon festgestellt, dass bei solchen Liedern die Stimme des Sängers mit am Besten herauskommt. Es ist nicht gerade das herzerweichendste Lied, hat aber ein ordentliches Maß an Gefühl zu bieten. Aber bei bestem Willen: Sieben Minuten sind dann doch zu viel. Der "Bonus Track“ gibt gut Stoff. Animetal können gut als Pate hergehalten haben. Dass der Song im Vergleich zu den anderen Songs nicht super abgemischt klingt, lässt vermuten, dass er aus einer sehr frühen Phase der Band stammt. Denn so krawallig kennt man die Band eigentlich gar nicht.

"Lair Game“ ist eines der aktuellsten Stücke auf dem Album, und das merkt man deutlich. Metal-Growls, die mit Nu-Metal Elementen gepaart sind und von einer zeitgemäßen Produktion veredelt wurden, sind eben sehr auffällig. Aber keinesfalls schlecht. Einen Unterhaltungswert findet man in dem Gewirr durchaus. Nur ist der Song allzu kurz geraten. "Brave“ verwirrt mit poppigem Intro, bevor die Instrumente andere Saiten aufziehen. Auch hier merkt man schnell die Aktualität der Komposition an den ganzen Spielereien abseits der Hauptkomposition. Manche Ideen sind gut, andere wiederum mittelmäßig. Gesamteindruck: Nicht gerade berauschend.

Dass "DANCING ON THE GRAVE“ kein Pop-Song sein würde, konnte man sich auch so ausmalen. Das Gitarrenspiel überzeugt durchaus und auch der Sänger hält sich an seine Grenzen. Der Refrain wirkt etwas arg fröhlich bei der Thematik, aber sei’s drum. Der Flow stimmt. Das Solo ist ein Indiz, dass Shun abermals der Komponist war. Der Mann ist Licht und Schatten in einer Person. Aber immerhin öfters Licht als Schatten. "Sakura mau hodou“ klingt verdammt nach einer Bewerbung für die Major-Charts. Es verbreitet zwar seinen ganz eigenen Charme, wirkt aber auch sehr nach Radiotauglichkeit. Der Sänger scheint in der Zwischenzeit Gesangsunterricht besucht zu haben, denn die hohen Passagen klingen nicht mehr so extrem. Die Frage sei aber gestattet, warum man dann so dermaßen übertreiben musste mit dem Mittelteil, in dem man einen ganzen Chor singen lässt. Der Song ist dadurch zwar ausschweifend, aber irgendwie nicht in dem Maße, dass man bereit wäre, zu sagen, es sei genial übersteigert.

Der letzte Song auf der Platte schlägt in eine ähnliche Kerbe. Paar Elemente von Pop-Punk wie bei Asian Kung-Fu Generation und ein leicht melancholischer Unterton bieten eine gute Grundlage. Gitarrensolo ist wie immer gelungen und sogar mal etwas länger als üblich. Nicht unbedingt was Besonderes, aber angenehm im Geschmack.

Fazit:
Durchaus gelungen, wenn auch die älteren Songs deutlich besser sind als die aktuellen. Viele sehr gute Stücke, mehrere gute und nur sehr wenige mittelmäßige ist eine gute Quote für ein Album. Dass die neuen Sachen nicht unbedingt 100%ig überzeugen, liegt daran, dass es einfach zu alltäglich ist. Wenn’s nicht DuelJewel sind, die so etwas spielen, dann ist es eine andere Band. Aber dazu sei gesagt, dass die breite Masse der Fans damit durchaus vorzüglich bedient ist.

Zwei Punkte wären aber noch zu klären: Erstens: Wie war das mit der Intrige um den zwölften Song gedacht? Warum taucht der Name nirgends auf, obwohl der Song sehr gut ist? Zweitens: Wenn man sich schon aus dem kompletten Fundus der Band seit 2000 bedienen konnte, warum hat man nicht "Promise“ auf die Scheibe gebracht, dass mit seinem einzigartigen Schlagzeugspiel auffällt wie ein bunter Pudel? Fragen über Fragen. Die erste Frage kann schnell beantwortet werden, und die Antwort ist so einfach wie logisch: Auf Wunsch des Künstlers blieb der "Bonus Track" versteckt und namenlos. Die Zusammenstellung der Tracklist dürfte auf den gleichen Grund zurück zu führen sein.

Festzuhalten bleibt, Gan-Shin Records haben einmal mehr bewiesen, dass sie ein Gespür für interessante Bands haben. Man kann sich also durchaus auch auf die nächsten Bands unter dem Label freuen.
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Zugehörige Künstler

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Album CD 2010-09-17 2010-09-17
DuelJewel
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