Künstler: Kresh end
Titel: Phalaenopsis
Typ: Maxi-Single
Release: wahrscheinlich 2000
Stil: Hardrock
Bewertung: 7,5 / 10
Trackliste:
1. Act...
2. Lluvia no gishiki -Intriguante-
3. Skyscraper
Die CD ist in etwa vergleichbar mit den Hieroglyphen der Mayas. Beziehungsweise mit einer Tafel, die diese trägt. Zuerst gräbt man sie aus und dann kann man sie weder zeitlich zuordnen, noch jemanden fragen, der das einem beantworten könnte. Mit dem Unterschied, dass man diese CD in etwa auf einem Second-Hand Grabbeltisch ausgegraben hat, einer groben Ära zuordnen kann und weiß, dass die Nachfahren der Band irgendwo noch herumgeistern. Nur fragen kann man keinen von denen. Nagoya ist Nagoya. Und wenn um die Jahrtausendwende ein gewisser KISUI seine Finger - pardon, Stimme - mit im Spiel hatte, dann kann es schon mal nicht schlecht sein.
„Act...“ beginnt leicht Gothic angehaucht. Passt perfekt zum Cover. Unglaublich atmosphärisch und fast schon zu episch. Nach etwa 70 Sekunden startet aber doch die richtige Musik. Und die ist noch besser, als das bis dato gehörte. Bodenständig, simpel und doch mitreißend melodisch. Der Sänger entstammt der Dynastie der glorreichsten Indies: Eigentlich ein Fremdkörper, weil mittelprächtige Gesangsleistung, aber im Zusammenspiel mit der Musik doch irgendwie veredelnd. Und natürlich die Nagoya-Kei obligatorischen Gitarrensoli. Melodisch bis unter die Decke und damit ein Fest für Nostalgiker.
„Lluvia no gishiki -Intriguante-” ist das nächste Rätsel. Die Katakana sollen höchstwahrscheinlich das spanische Wort für Regen japanisieren, was auch vom Sinn des Titels (Regenzeremonie) noch am ehesten passen könnte. Aber wissen kann man es nicht wirklich. Den Start macht dann auch gleich mal ein Gitarrensolo, bevor der Vokalist wieder sein Bestes gibt. Alles stilecht und düster-melodisch und fast schon nach Drehbuch, aber das ist dann trotzdem noch so überzeugend, dass man die Variationsarmut gern übersieht. Der Sänger ist aber stellenweise sehr nah dran, den Bogen zur absoluten Talentlosigkeit zu überspannen. Die Gitarristen retten den Song aber wieder.
„Skyscraper“ mutet etwas härter an als die vorangegangenen Songs. Hier ist der Frontmann wieder optimal besetzt. Nette Riffs und leicht melancholischer Gesang bilden die Pfeiler, auf denen das Lied steht. In der Mitte die große Überraschung: Funk ähnliche Töne! Irritierend, aber erfrischend neu. Da tadelt man sie nur kurz, und schon weichen sie vom Standardsong ab. Und auch KISUI macht seine Sache im Hintergrund sehr gut. Wie ein Dämon aus den Ruinen flüstert er sich immer wieder in den Vordergrund. Kein neuer Trick, damals auch nicht, aber perfekt umgesetzt.
Fazit:
Definitiv nichts Weltbewegendes. Sehr gut gemachte Platte mit der gewohnt guten Arbeit von Photograph/Art Work Designer EDWARDA. Für Nostalgiker und Oldschool Nagoya-Kei Fanatiker ein Muss im Regal und für alle anderen eher eine nette Erweiterung. Fakt ist: Kein Plan, wann die CD herausgekommen ist und warum die Band es nie schaffte, groß zu werden, während andere mit ähnlichem Stil große Beliebtheit errangen. Von daher kann man sich immer wieder mal ein kleines Mysterium gönnen. Muss man aber nicht. Demzufolge ist es mit dem Titel schon gut ausgedrückt: "Phalaenopsis" ist ein Gattungsname für recht weit verbreitete Orchideen - nett anzusehen, aber nichts Besonderes eben.