Im achten Teil der Artikelserie über die Globalisierung des Visual Kei interviewt JaME Vertreter der Presse und der Musikindustrie, von Promotern bis zu Magazinen, um mehr über die geschäftliche Seite des Visual Kei herauszufinden.
Während der Recherche für diese Artikelserie habe ich viele verschiedene Organisationen kontaktiert, von Anime Conventions bis zu Magazinen und Promotern in aller Welt um einen möglichst vollständigen Überblick über die Visual Kei-Szene geben zu können. Hier sind Ausschnitte aus den Interviews, die ich geführt habe.
Anime NEXT
Anime NEXT ist eine Anime Convention in New Jersey. Seit ihrem Start im Jahre 2002 ist sie stetig gewachsen und zog 2010 über 8000 Besucher an. Als häufiger Gastgeber für japanische Visual Kei-Bands stimmte Anime NEXT freundlicherweise unserem Interview zu und ließ uns wissen, wie diese Welt aus ihrer Sichtweise funktioniert.
Wie gut sind Visual Kei-Events auf Anime NEXT besucht? Das dies im Lauf der Jahre fluktuiert?
Anime NEXT: Alle unsere Band-Events sind gut besucht, aber bei Visual Kei ist das Publikum etwas anders.
Wie entscheidet Anime NEXT, welche Visual Kei-Bands als nächste eingeladen werden?
Anime NEXT: Anime NEXT versucht niemals, sich festzulegen, indem wir nur eine Art von Band einladen. Wir sind ständig auf der Suche nach dem nächsten großen Ding, ob das nun Visual Kei oder eine andere Szene ist. Wir versuchen nur, unseren Gästen die besten Bands zu bringen, die wir bekommen können.
Wer ist in erster Linie dafür verantwortlich, die Anreise und die Spesen der Band zu finanzieren?
Anime NEXT: Wir sind in erster Linie dafür verantwortlich.
Wie passt Visual Kei in euren Augen zu Anime und in die Convention-Szene?
Anime NEXT: Viele unserer Gäste sind bereits große Fans von verschiedenen Aspekten der japanischen Kultur und auch Fans der Visual Kei-Szene; andere lieben es, neue Aspekte der japanischen Kultur zu entdecken. Indem wir Visual Kei-Bands einladen, können wir unser Angebot breiter gestalten und den Leuten neue Aspekte der japanischen Kuktur zugänglich machem.
Gibt es zum Abschluss noch etwas, das ihr mit uns teilen wollt?
Anime NEXT: Ja, natürlich. Last alle eure Fans wissen, dass wir unsere Gedanken und besten Wünsche in dieser schweren Zeit nach Japan senden und dass wir uns geehrt fühlen durch die Bands und Gäste, die von dort hierher gekommen sind. Ach ja, wenn ihr von 10. bis 12. Juni in Somerset, New Jersey seid, dann kommt vorbei und schaut euch die Show an.* Es ist die Anime Convention der NEXT GENERATION.
Anmerkung der Autorin: Diese Jahr waren Mix Speaker's,Inc. Gäste bei Anime NEXT
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Cameron Scholes
Vielen westlichen Fans, die sich Anfang dieses Jahrtausends für Visual Kei interessierten, war der Name Cameron Scholes ein Begriff. Als Besitzer der Website "Glam Japan" und des inzwischen eingestellten Visual Kei-Magazins "BLUSH" half Cameron, Visual Kei im Westen zu promoten, indem er nicht nur mit Fans online kommunizierte, sondern auch schwer erhältliches Merchandise über eBay und andere Verkaufskanäle vertrieb.
Du warst ein Pionier für westliche Visual Kei-Fans Anfang dieses Jahrtausends. Kannst du beschreiben, wie die Visual Kei-Szene zu dieser Zeit ausgesehen hat?
Cameron: Im Jahr 2000 waren praktisch keine Ausländer in der Szene, außer Jennifer, der die Websites "Bonjour Honey" gehörte. Anders als ich, der sich für die gesamte Szene und jede Band, die Lippenstift trug, interessierte, war sie nur an wenigen bestimmten Bands interessiert. Natürlich gab es Magazine, wie die seit langem bestehende SHOXX und die kurzlebige V-Shot, sowie zahlreiche Fanzeitschriften-artige Publikationen, aber alles auf Japanisch. Das Einzige, was sich in diesen acht wirklich Jahren verändert hat, ist der Zustrom und das Interesse von westlichen Fans. Die übergreifende Philosophie von Visual Kei ist gleich geblieben.
Kannst du mir etwas über BLUSH erzählen? Warum hast du dich entschlossen, ein Magazin herauszubringen? War es einfach, Interviews und Liveberichte zu bekommen?
Cameron: Mit der Visual Kei-Indieszene im Jahr 2000 entdeckte ich etwas Großartiges. Sobald ich anfing, auf Konzerte zu gehen, wurde mir klar, dass daran auch ausserhalb Japans Interesse bestehen würde. Aber das war 2000. Ich hatte eine Website, die einzige ausser "Bonjour Honey", und das erregte eine Menge Aufmerksamkeit. Aber ich hatte das Gefühl, dass ich (natürlich) viel mehr tun könnte. Ich kontaktierte Draculina Publishing, eine kleine Firma in den USA, die Fanzeitschriften verlegte. Ich hatte es insofern leicht, als ich bereits seit Jahren eine erfolgreiche Fanzeitschrift durch sie veröffentlicht hatte. Es war daher nicht allzu schwer, grünes Licht für die erste Ausgabe von BLUSH zu bekommen. Ich bekam einige Interviews, aber ich fand sie damals nicht wichtig, da nichts was die Bandmitglider sagten für Ausländer außerhalb von Japan relevant gewesen wäre – Ausländer, die die Szene nicht kannten, das System, die Clubs, von den einzelnen Bandmitgliedern ganz zu schweigen. Ich entschloss mich, statt dessen Artikel über Bands, Konzertberichte und Rezensionen von CDs und Demotapes zu schreiben weil ich dadurch die Möglichkeit hatte, so viele verschiedene Bandnamen und –bilder wie möglich aufs Papier zu bekommen. Diese Informationen waren unerlässlich um die Szene vorzustellen und Ausländer so schnell wie möglich darüber aufzuklären, was zu der Zeit in der Szene passierte.
Wie gut hat sich BLUSH verkauft? Warum hast du letztendlich aufgegeben und die selbe Idee nicht ein paar Jahre später nochmal versucht?
Cameron: BLUSH verkaufte sich sehr schlecht. So schlecht, dass Draculina Publishing nach der zweiten Ausgabe den Stecker zog. Und so sehr ich dem Verleger widersprechen wollte, in einem Punkt hatte er vollkommen recht. Er sagte: "Musik, vor allem Indies, übt nicht die selbe nachhaltige Faszination auf Musikfans aus wie, zum Beispiel, Filme auf Filmfans haben" und damit hatte er recht. Wenn ein Visual Kei-Fan heute über meine Fanzeitschrift stolperte, würde er sie wahrschienlich nicht kaufen weil die Bands, CDs, Demotapes und Konzertberichte veraltet und für die heutige Szene irrelevant sind. Musik und Bands verlieren im Lauf der Zeit oft ihre Relevanz, Filme dagegen weniger. Horrorfans zählen noch immer von Klassiker aus den 70er Jahren, wie "Blutgericht in Texas", zu ihren Lieblingsfilmen, obwohl seitdem eine Vielzahl von brutrünstigeren, neueren Titeln auf den Markt gekommen ist. Filmfanatiker prahlen mit ihrer Geschichte, viel mehr als Musikfans. Ich meine, wie viele Metaller der 80er Jahre sind heute noch aktuell, können ihre Alben herausbringen und Millionen CDs verkaufen?
In den Jahren nach BLUSH kamen mehr und mehr Ausländer in die Szene in Japan und brachten ihrerseits mehr Visual Kei-Websites und Online-Foren hervor. Für mich war das dann etwas, das ich bereits hinter mich gebracht hatte. Also überließ ich das Schmachten eine Weile lang den "neuen Fans" und machte mich zu neueren Visual Kei-Ufern auf. Und mit neuer meine ich lukrativer, nämlich eBay. Mit einer Fanzeitschrift ließ sich kein Geld verdienen, aber wenn man Visual Kei auf eBay verkaufte konnte man haufenweise Geld machen. Damals hat das niemand gemacht. CD Japan existierte nicht, ebensowenig Closet Child und Visual Kei-Bands verkauften nicht ins Ausland. Alles war perfekt. Im wahrsten Sinn des Wortes jungfräuliches Territorium und ich habe es entjungfert. Und dabei konnte ich immer noch Visual Kei promoten, viele neue Fans und Freunde kennen lernen und gleichzeitig meine Taschen mit dicken, fetten Geldbündeln vollstopfen. Es war eine Wahnsinnszeit bis ins Jahr 2008, als ich Japan verliess. Ich denke, ich habe mehr für Visual Kei getan, indem ich auf eBay verkauft habe, als ich je mit einem Magazin hätte erreichen können. Ich habe buchstäblich Musik zu den Leuten getragen, nicht nur Worte und Bilder. Das klingt unglaublich prätenziös, aber ich bin ehrlich.
Aber...die Party ist vorbei, für alle Beteiligten. Visual Kei auf eBay starb um das Jahr 2009 herum, Downloaden hat den teuren internationalen CD-Versandhandel (und eBay) ersetzt und die Flut von Blogs und Websites lässt Fanzeitschriften wie Dinosaurier erscheinen. Die Wahrheit ist, dass Visual Kei nie groß genug geworden wäre, um die Art von Werbeimperium zu tragen, das die Fans drum herum aufbauten.
Nathan Reaven von Hear Japan hat einen offenen Brief an Fans verfasst, in dem er schrieb, dass "illegales Downloaden die Chancen der Visual Kei-Szene zerstört, jemals im Ausland populär zu werden". Stimmst du ihm zu oder denkst du, dass mehr dahinter steckt?
Cameron: Natürlich stimme ich ihm zu, aber Downloaden ist ein unvermeidliches Übel aufgrund des Publikums, dass Visual Kei in dem gegenwärtigen technologischen Entwicklungsstadium des Internets anzieht. Erstens handelt es sich nicht um eine Fangemeinde mit verfügbarem Einkommen. Im Allgemeinen handelt es sich um Teenager und Leute Anfang Zwanzig. Diese Leute haben eine begrenzte Menge Geld, aber die Visual Kei-Szene wird bei jeder Gelegenheit mit neuen Bands überschwemmt, die ihrerseits die Szene mit Maxi-CDs, Mini-Alben, A & B Type-Releases, DVDs, Special Editions und Live-Only-Sachen überschwemmen.
Wenn du erwartest, dass fanatische Fans einfach dasitzen und "fair spielen", dann träumst du aber gewaltig. Visual Kei-Fans werden die Szene ausbluten solange sie können denn das ist die einzige Möglichkeit für sie, mit der ganzen Musik mitzuhalten. Und wenn die Szene im Ausland deshalb stirbt, dann werden sie alle einfach mit den Schultern zucken und sagen... "Scheisse. Es hat Spass gemacht solange es gedauert hat." Das ist einfach die menschliche Natur und kein "offener Brief an die Fans" wird sie zum Kapitulieren bringen. Es ist eine noble, aber letztendlich sinnlose und schwache Geste von jemandem, der die Realität und die menschliche Natur besser kennen sollte.
Warum denkst du fluktuiert die Zahl der Fans so stark in dieser Szene?
Cameron: Ein ausländischer Visual Kei-Fan sein ist wie eine Internetfreundin oder einen Internetfreund zu haben. Wie lange überdauert eine solche Beziehung die erste Verliebtheit? Für Fans in Japan ist Visual Kei die beste Szene, in der man mitmischen kann. Man wird 24 Stunden am Tag damit konfrontiert und wenn du es zulässt, dann wird es dein Lifestyle. Die Szene ist derart groß und bietet so viele Möglichkeiten, sich zu beteiligen. Aber außerhalb von Japan können die Fans nicht so viel tun und sich nicht so stark beteiligen. Sie können nicht in tolle CD-Läden gehen und durch tonnenweise Kram stöbern, können nicht jeden Tag der Woche auf coole Konzerte gehen, können nicht zu Band Meet & Greets gehen, keine coolen Promosachen abstauben, japanische Visual Kei-Freunde haben und vor allem (leider) die Szene "leben" wie japanische Fans. Ausländischen Fans bleibt meistens nichts anderes übrig, als von ihrem Computer aus zu beobachten, wie sich die Szene entwickelt. Du hast also diese Visual Kei-Neulinge, denen es einfach langweilig wird, vor ihrem Computermonitor zu sitzen, und die denken "Vergiss es, das ist verrückt. Das passiert alles in Japan; ich kann mich nicht aktiv daran beteiligen." Dann nimmt das Interesse ab und schließlich verlassen sie die Szene ganz. Die meisten ausländischen Fans drücken sich die Nasen am Schaufenster platt. Sie können nie den Laden betreten. Irgendwann haben sie genug.
Warum denkst du ist Visual Kei immer noch eine Subkultur, obwohl der Musikstil mittlerweile weltweit bekannt ist? Gibt es deiner Meinung nach einen Weg, um ihn in den Mainstream zu bringen?
Cameron: Zwei Faktoren werden Visual Kei für immer vom dem Mainstream im globalen Sinn fernhalten: das Fehlen der englischen Sprache und der weit verbreitete Gebrauch von androgyner Schminke und Mode. Von der Meinung der Visual Kei-Fans mal abgesehen ziehen sich Visual Kei-Bands für den durchschnittlichen westlichen Rockmusikfan (der große, weltweite Markt da draußen) wie Mädchen an und sehen deshalb schwul aus. Ob das stimmt oder nicht ist irrelevant. Das ist die erste Reaktion des durchschnittlichen Rockmusikfans, von denen 99% durch dieses Glamourelement total abgeschreckt werden, egal wie interessant die Musik ist. Wenn also durchschnittliche Rockfans in aller Welt nicht über das Makeup und die Mode wegkommen, was sie in den meisten Fällen nicht tun, dann ist es vorbei – tot! Und das ist genau der Grund warum sich Visual Kei in der heutigen Situation befindet. Seit über zehn Jahren versuche ich, zahlreiche Freunde und Bekannte, die Rock und Metal mögen, für Visual Kei zu interessieren, aber das Ergebnis ist immer dasselbe. Der Glamour und die "androgyne Performance" vergraulen sie sofort, egal wie cool und heavy die Musik ist. Ich habe sogar versucht, ihnen erst die Musik vorzuspielen, damit sie auf den Geschmack kommen. Aber es ist immer das selbe...sobald ich ihnen die Bilder zeige, schrecken sie mit dem Ausruf "Was zum...???" zurück. Und dann wird die CD aus dem Autoradio genommen.
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Kohaku Music
Kohaku Music ist eine wachsende Promotionfirma, die Visual Kei-Bands nach Osteuropa bringt.
In den vergangenen Jahren wurde Russland und Osteuropa zu beliebten Orten für Konzerte von Visual Kei-Bands. Wisst ihr warum?
Kohaku: Fans in Westeuropa haben genug Visual Kei bekommen, aber die meisten Fans in Osteuropa und dem Baltikum konnten bis zur Gründung von Kohaku Music nur davon träumen. Wir haben Visual Kei-Bands erstmals nach Weissrussland, Bulgarien, Kroatien, Tschechien, Estland, Griechenland, Lettland, Littauen, Rumänien, Serbien, die Slowakei, Slowenien und die Ukraine gebracht. Russland ist immer für alles Neue und Außergewöhnliche zu haben.
Wie entscheidet ihr, mit welchen Bands ihr arbeiten wollt, und in welchen Städten und Ländern sie auftreten sollen?
Kohaku: Ich stelle mir vor, dass ich ein 18-jähriger J-Rock-Fan bin und gehe zu einer Menge Konzerten, bevor ich mich entscheide. Dann stelle ich mir vor, ich sei Alexander der Große und schaue mir zusammen mit dem Tourgeneral die Landkarte an. Das ist ein Scherz!
Auch wenn regelmäßig Events im Ausland stattfinden, habt ihr bemerkt, ob die Zuschauerzahlen zurückgehen? Wie sieht es mit Wiederholungstouren mit derselben Band oder mehreren Shows in der selben Stadt aus?
Kohaku: Die Zuschauerzahl bei den Shows variiert aufgrund von Faktoren wie dem Bekanntheitsgrad des Künstlers und dem Kartenpreis. Wiederholungstouren lohnen sich aber nur, wenn die ursprüngliche Tour/Show ein durchschlagender Erfolg war.
Hattet ihr auch Veranstaltungen, bei denen ihr Geld verloren habt? Woran lag das?
Kohaku: Wir haben vier Konzerte in vier verschiedenen Regionen Rumäniens angesetzt. Das war ein Experiment, das kein positives Resultat hatte. Der Aufwand seitens der Band und des Veranstalters könnten sich als zu teuer erweisen.
Warum spielen Bands öfter Solokonzerte anstatt auf Anime Cons aufzutreten, wie in Amerika?
Kohaku: Wir haben für unsere Bands Aufrtitte auf verschiedenen Anime Cons organisiert, aber die großen Touren von Kohaku Music lassen sich terminlich oft nicht mit den Anime Cons vereinbaren. Außerdem ermöglichen Aufritte in Konzerthallen es uns, die Szene einem breiteren Publikum vorzustellen, nicht nur Animefans.
Was war eure erfolgreichste Veranstaltung und warum?
Kohaku: Für mich war unsere erfolgreichste Veranstaltung das erste Konzert in Bukarest am 14. Mai 2010. Nicht weil wir da das größte Publikum oder die beste Liveperformance hatten, sondern weil es die Geburtsstunde von Kohaku Music war.
Gibt es zum Abschluss noch etwas, das ihr mit uns teilen wollt?
Kohaku: Folgt den Touren von Kohaku Music und verbreitet die Liebe zu Japan!
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ASKEW Magazine
ASKEW Magazine, das inzwischen eingetellt ist, war eins von mehreren Englisch-sprachigen Magazinen über Visual Kei und japanische Musik. Zu seiner Glanzzeit hatte es eine gesunde Anhängerschaft und stellte eine grossartige Englisch-sprachige Quelle dar, um das Genre zu erforschen.
Im Jahr 2001 erschien das erste englisch-sprachige Visual Kei-Magazin, BLUSH. In den folgenden 10 Jahren kamen nur drei weitere dazu. Warum denkt ihr werden englisch-sprachige Visual Kei-Magazine einfach nicht populär und Fans kaufen weiterhin die japanischen Magazine?
ASKEW: Magazine sind sehr teuer und schwer zu betreiben. Glaubwürdige, sachkundige Mitarbeiter sind auch schwer zu bekommen. Englische Visual Kei-Magazine sind von ihrer Qualität her nicht mit japanischen Magazinen zu vergleichen und deshalb werden Fans auch in Zukunft weiter japanische Magazine kaufen.
Warum wurde ASKEW Magazine letztendlich eingestellt?
ASKEW: Geldmangel und Probleme mit den Mitarbeitern spielten eine große Rolle weil das Auswirkungen auf alle Aspekte der Organisation hatte. Andere Dinge, wie der konjunkturelle Niedergang, waren ebenfalls mit im Spiel. Wie ein Freund von mir einmal sagte: "Mit Punk kann man keine Rechnungen bezahlen."
War es schwer, ein Magazin zu vermarkten, dass eine sehr spezifische Zielgruppe hatte?
ASKEW: Es ist immer schwer, ein Nischenprodukt zu vermarkten, denn die Nische wächst nicht immer so wie man es erwartet um das Produkt unterstützen zu können.
Gab es etwas besonders frustrierendes beim Betreiben eines Magazines?
ASKEW: Oft wurden Interviews abgesagt weil das Label es sich plötzlich "anders überlegt" hatte. Es gibt viele Personen und Firmen, die den Labels sagen, was sie tun und mit wem sie arbeiten sollen. Sie tun das ausschließlich, um ihre eigenen Interessen zu fördern, und nicht weil ihnen das Wohl der Künstler am Herzen liegt. Solche Aktionen richten großen Schaden an, denn sie machen die Chancen für den Künstler, in einem ohnehin sehr kleinen Markt promotet zu werden, zunichte.
Gibt es eurer Meinung nach etwas, dass westliche Visual Kei-Firmen, wie Promoter, Magazine und so weiter, von japanischen Visual Kei-Firmen lernen können?
ASKEW: Das Problem mit den meisten westlichen Firmen ist, dass sie keine ausgewogene Balance zwischen westlichen und japanischen Geschäftskonzepten haben. Viel zu viele Firmen verlassen sich auf den westlichen Geschäftsstil und stoßen damit weiten Teilen der japanischen Musikindustrie vor den Kopf. Firmen auf beiden Seiten sollten flexibler sein, damit sowas nicht passiert. Jeder, der in einem anderen Land Geschäfte machen will, sollte nicht nur die örtlichen Geschäftsgepflogenheiten lernen, sondern auch die Sprache und Kultur, bevor er auch nur den ersten Schritt tut.
Gab es Probleme bei der Zusammenarbeit mit japanischen Firmen?
ASKEW: Es gab sowohl mit japanischen als auch mit amerikanischen Firmen Probleme. Die größten Probleme gab es mit den amerikanischen Firmen, die ihr Geschäft mit Einschüchterungstaktiken führen wollen. Andere Probleme gab es sowohl mit den ausländischen als auch japanischen Mitarbeitern von japanischen Firmen, die sich nicht die Zeit nahmen, unseren Markt, und wie er funktioniert, zu verstehen. Wenn du keine Erfahrung aus erster Hand mit unseren Markt hast, dann bist du vermutlich kein Experte. Mit Künstlern hatte ich keine Probleme, denn die sind meisten am flexibelsten. Aber nicht alle japanischen Firmen sind so und sogar die Künstler nehmen sich Zeit, zu lernen, wie im Ausland gearbeitet wird (zum Beispiel X JAPAN).
Wenn du der Fangemeinde eine Sache sagen könntest, was wäre das?
ASKEW: Unterstützt die Künstler, geht zu ihren Konzerten und kauft ihre CDs und ihr Merchandise. Künstler brauchen eure Unterstützung jetzt mehr denn je und selbst eine so einfache Sache, wie sie auf Sozialen Medien (Facebook,r Twitter usw.) zu unterstützen, sind ein großer Ansporn für sie. Sie lesen und hören sich alle Kommentare an und nehme eure Worte zu Herzen. Bitte unterstützt sie auch weiterhin.
Gibt es zum Abschluss noch etwas, dass ihr mit uns teilen wollt?
ASKEW: Wenn ihr nach Japan geht, um Künstler zu sehen, denkt daran, dass euer Benehmen auf uns alle reflektiert. Ihr repräsentiert euer Land wenn ihr auf Konzerte geht, also macht bitte einen guten Eindruck!
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JRock NL
JRock NL ist eine Non-Profit-Organisation, die japanischen Bands in die Niederlande bringt. Sie haben in der Vergangenheit mehrere erfolgreiche Veranstaltungen organisiert, sehr zur Freude der europäischen und niederländischen Fans.
Wo ist JRock NL in erster Linie tätig?
JRock NL:Zur Zeit pausieren wir, aber JRock NL organisiert in erster Linie Konzerte in den Niederlanden. Wir arbeiten dabei mit einer internationalen Konzertagentur zusammen. Wir haben außerdem zwei Conventions und eine Tour organisiert.
Wie entscheidet ihr, mit welchen Bands ihr arbeiten wollt, und in welchen Städten und Ländern sie auftreten sollen?
JRock NL: Als Veransstaltungsort wählen wir gewöhnlich Utrecht weil es zentral gelegen und gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar ist (und junge Leute alle öffentliche Verkehrsmittel benutzen). Ein paar Mal hatten wir auch Konzerte in Amstelveen, in der Nähe von Amsterdam, aber das war hauptsächlich weil die andere Halle entweder schon gebucht war oder mit der Kapazität von 400 Leuten zu klein war.
Wir sind eine Non-Profit-Organisation. Das bedeutet, dass wir versuchen, unsere Kosten zu decken und keinen Gewinn zu machen. Aus diesem Grund müssen wir große Risiken vermeiden, also haben wir, wenn wir ein Angebot erhalten haben geprüft, wie populär die Künstler in unserem Land waren, um zu sehen, ob es sich lohnen würde.
Auch wenn regelmäßig Events im Ausland stattfinden, habt ihr bemerkt, ob die Zuschauerzahlen zurückgehen? Wie sieht es mit Wiederholungstouren mit derselben Band oder mehreren Shows in derselben Stadt aus?
JRock NL: Ja, bei kleineren Bands kommen weniger Leute. Als Beispiel für Bands, die zur gleichen Zeit auftreten: als wir Plastic Tree organisiert haben kamen weniger Leute als erwartet weil DIR EN GREY in derselben Woche aufgetreten sind. Die Hallen hier in den Niederlanden glauben uns nie wenn wir sagen "das Timing ist schlecht weil diese andere Band hier auftritt", aber wenn du auf einem DIR EN GREY-Konzert Handzettel für Plastic Tree verteilst und die Fans dir buchstäblich sagen, dass sie es sich "nicht leisten können, den Trip nochmal zu machen" oder sich "diese Woche nicht noch eine Konzertkarte leisten können", dann kann man das nur schwer anzweifeln.
Sind Multi-Band-Shows normalerweise mehr oder weniger lukrativ?
JRock NL: Wir hatten nur eine, aber das war unter guten Bedingungen. Ich würde sagen, weniger lukrativ, denn du hast VIEL mehr Ausgaben und ab einem bestimmten Punkt weigern sich die Leute, mehr Geld für eine Karte zu bezahlen.
Was war eure erfolgreichste Veranstaltung und warum?
JRock NL: MIYAVIs erstes Konzert in Holland weil dafür die meisten Karten verkauft wurden.
Wenn ihr der Fangemeinde eine Sache sagen könntet, was wäre das?
JRock NL: Bitte unterstützt weiterhin die japanische Musikszene, indem ihr auf Konzerte geht und offizielle CDs kauft. Jede verkaufte Konzertkarte oder CD zählt.
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Tainted Reality
Tainted Reality ist eine Firma in Pennsylvania, die viele Gesichter hat. Ihr Chef, Roger, hat sich an einer Reihe von Ideen versucht, angefangen davon, Bands nach Amerika zu bringen, über eine Website mit Interviews und Publikationen zum Thema Visual Kei, sowie eine Radioshow (die inzwischen eingestellt ist), bis hin zu seinem neuesten Projekt, Videos.
Hattest du auch Veranstaltungen, bei denen du Geld verloren hast? Woran lag das?
Roger: Ich hatte zwei. Die erste war die Tour von The Candy Spooky Theater auf dem Höhepunkt der Szene im Jahr 2007. Wir hatten erwartet, Geld zu verdienen, da auf alle Konzerte bis auf das letzte 100 oder mehr Leute gekommen waren. Aber dann, aus Gründen, die ich nicht verstehe, erschienen zu der letzten Show nur 35 Leute. Einige sagten "naja, es ist nur vier Tage bis Jrock Revolution." Das hätte mir eingeleuchtet, wenn wir in LA gewesen wären, aber das war in Baltimore! Im Leben sind nicht alle Leute, die sich im Umkreis von 50 Meilen für J-Rock interessiert haben, zur Jrock Revolution gegangen. Aufgrund der geringen Zuschauerzahl habe ich persönlich $500 Verlust gemacht.
Die andere war unsere letzte Tour mit GPKISM. Wir hatten weniger Zuschauer als zuvor, aber ich war darauf vorbereitet und organisierte eine sehr schlichte Tour. Ich plante sie so, dass wir trotz der wenigen Zuschauer Geld verdienen würden. Aber Mutter Natur hat uns in den Hintern gebissen. Am Abend der Show in Philadelphia, von der ich erwartete, dass sie mit 101 Zuschauern die größte der Tour sein würde, gab es einen schweren Schneesturm, der uns obendrein dazu zwang, die Show in Florida abzusagen. Aber was am meisten gestunken hat war, dass wir unsere Flüge umbuchen mussten, sodass wir direkt nach Chicago fliegen konnten, nicht erst nach Florida. Das hat uns $200 pro Person gekostet und wir hatten sechs Personen! Wir hätten Geld verdienen können, aber Gott sagte "nein".
Ist dir aufgefallen, dass bei Wiederholungstouren mit der selben Band oder mehreren Shows in der selben Stadt die Zuschauerzahlen zurückgehen? Warum passiert das deiner Meinung nach?
Roger: Auf jeden Fall. Bei BLOODs Touren von 2008 bis 2009 hatten wir bei jeder Show weniger Zuschauer, außer San Antonio, manchmal bis zu 100. Ich war schockiert, denn dies wurde (damals) als BLOODs letzte Tour gesehen. Die fallenden Zuschauerzahlen waren also ziemlich erschreckend. Von der BLOOD/GPKISM-Tour 2009 bis zur GPKISM/Seileen-Tour im folgenden Jahr wurde es sogar noch erschreckender. Bei manchen Konzerten hatten wir nur ein Drittel der Zuschauer vom Vorjahr.
Was nervt dich und was macht dir besonders Spaß beim Organisieren von Events?
Roger: Events planen ist ein Alptraum. (lacht) Besonders Clubtouren. Anime Conventions sind nicht so schlimm und weniger stressig, aber Touren in Konzerthallen sind eine Qual. Wenn du nicht schon eine etablierte Geschäftsverbindung mit der Halle hast, hast du es schwer eine aufzubauen. Buchungsagenturen wollen mit Bands arbeiten, die sie kennen und verkaufen können, und sind selten gewillt, ein Risiko einzugehen...schon gar nicht mit einem Haufen Jungs, die kein Englisch sprechen, von denen ihre Freunde noch nie gehört haben und auf deren Konzerte hauptsächlich Kinder erscheinen. Das ist unser tödlicher Fehler. Unsere Fans sind zu jung, um Alkohol zu kaufen, aber damit machen die Clubs das richtige Geld. Wenn die Bands keine Leute an die Bar bringen, dann wollen sie uns nicht...und keine unserer Bands machen das. Nach der letzten Tour hat uns ein Club direkt ins Gesicht gesagt, dass wir nicht mehr zusammen arbeiten können weil die Bar kein Geld eingenommen hat. Und mit kein Geld meine ich, dass die Bar ganze $35 eingenommen hat...und das, nachdem ich auf die Bühne gegangen bin, die Situation erklärt und die Fans angefleht habe, etwas zu kaufen (und wenn es nur eine Cola war).
Eigentlich sollte es nach der Zenkaicon eine Tour mit Rose Noire geben, aber weil es uns nicht möglich war, der Bar Einnahmen zu garantieren, und wegen der jüngsten Erfolgsgeschichte von kleineren J-Rockbands in den USA hat sich kaum jemand für uns interessiert. Und dann ist da noch das gelegentliche "Band ist mit dem Toningenieur nicht zufrieden"-Problem. (lacht)
Spaß macht es, wenn eine große Menge Leute das Konzert genießt. Es ist unglaublich, wenn eine Band so viele Leute mitreißt, und ein unheimlich befriedigendes Gefühl. Mir ist das Geld egal, solange Leute da sind, die die Band lieben. Ich schere mich erst ums Geld, wenn ich Essen kaufen will und Motten aus meinem Portemonnaie fliegen. (lacht)
Was denkst du darüber, dass Visual Kei ein gobales Phänomen wird, anstatt eine japanische Undergroundszene zu bleiben?
Roger: Es mag global sein, aber ich denke es wird noch immer hauptsächlich als etwas Japanisches gesehen und ist noch immer sehr Underground. Außerhalb Japans erreicht Visual Kei nicht die Verkaufszahlen und Zuschauerzahlen bei Konzerten wie zu Hause in Japan. Mehr als einmal haben mir Bands Konzerte in den USA abgesagt, weil sie lieber in Japan auftreten wollten. Es ein globales Phänomen zu nennen ist nicht übertrieben. Es gibt auf fast jedem Kontinent Visual Kei-Fans...aber ich glaube nicht, dass es viele sind. Außerdem ist es sehr schwer für Bands, sich außerhalb Japans als Visual Kei zu verkaufen. Zwar gibt es durchaus visuelle Künstler außerhalb Japans (Bowie, KISS, Slipknot, jede beliebige Black Metal-Band), aber Bands mit dem Visual Kei-Label verkaufen sich gewöhnlich weniger gut als ihre Landsleute. Ein paar amerikanische Visual Kei-Bands haben sich bei mir über die Fangemeinde beschwert und gesagt, dass man sich oft über sie lustig macht weil sie keine Japaner sind. Es hat also einen weltweiten Reiz, aber dieser Reiz ist begrenzt und wird noch immer ausschließlich als etwas Japanisches gesehen.
Wird Visual Kei jetzt, da es weltweit immer mehr akzeptiert wird, auch in Japan eher anerkannt werden? Warum?
Roger: Nein. Nimm zum Beispiel die Band Bush. Urgesteine der 90er Jahre. Sie hatten einige der größten Radiohits der vergangenen 20 Jahre mit Songs wie Comedown und Glycerine. Du kannst fast jeden dieser Songs auflegen und würdest meinen, dass die meisten Leute zumindest den Refrain erkennen würden, stimmts? Aber nicht in ihrer Heimat Großbritannien. In den USA haben sie über 10 Millionen Schallplatten verkauft, aber in Großbritannien würde man sie nicht unbedingt als erfolgreich bezeichnen. Es gibt Hunderte solcher Geschichten, die mich glauben lassen, dass man jeden Markt einzeln erobern muss.
Gibt es zum Abschluss noch etwas, das du mit uns teilen möchtest?
Roger: Ich mache mir große Sorgen über die Zukunft der Szene in Amerika. Ich habe fallende Zuschauerzahlen bei Konzerten beobachtet, weniger Interesse an Radio, das Herunterspielen der Gemeinschaft und wie viele der J-Rock und Visual Kei-Organisationen, die in den vergangenen paar Jahren gegründet wurden, eingegangen sind. Fans haben die Szene massenweise verlassen und viele haben sich stattdessen Koreanischer Popmusik zugewandt. Ich kann es ihnen nicht wirklich übel nehmen, denn von 2008 bis 2010 war ein Großteil der Musik ziemlich schlecht. Im vergangenen Jahr haben sich die Bands aber sehr zusammengerauft und Versailles, D und DEATHGAZE haben ein paar atemberaubende Platten herausgebracht. Ich weiß nicht, ob das zu wenig, zu spät ist, aber ich mache mir Sorgen um die Zukunft von Visual Kei in Nordamerika, denn wenn Fans nicht mehr zu Konzerten kommen, dann kommen auch keine Bands mehr.
Anmerkung der Autorin: Nach diesem Interview gab Roger zu, dass die Rose Noire-Tour nach Zenkaicon doch stattgefunden hatte. Die Show in Baltimore war gut besucht, aber zu der Show in New York erschienen nur 36 Leute, was Tainted Reality Hunderte Dollars kostete, die sie in die Tour investiert hatten.
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Jhouserock Entertainment
Jhouserock ist ein erfolgreicher amerikanischer Promoter mit Sitz im Bundesstaat Georgia. Als erste Organisation, die Visual Kei-Künstler nach Amerika brachte, sind sie kontinuierlich erfolgreich mit ihren Veranstaltungen und sorgen für Fanerinnerungen, indem sie seit beinahe einem Jahrzehnt großartige Shows organisieren.
Wie kam Jhouserock auf die Idee, Visual Kei-Bands in die USA zu holen?
Jhouserock: Es ist so lange her, dass ich mich kaum noch daran erinnere, wie wir mit dem J-Rock-Ding angefangen haben! Harry und ich hatten die Gelegenheit, Sophie [eine Angestellte von A-Kon], die ein Riesenfan von DuelJewel ist, dabei zu helfen , die Band für ein Konzert nach Texas zu holen. Nach der Veranstaltung freundete Harry sich mit dem Drummer, VAL, an und wenn Harry nach Tokyo kam, dann hingen die beiden zusammen ab und redeten über Visual Kei.
Warum arbeitet Jhouserock mit Anime Conventions, um Visual Kei-Bands nach Amerika zu bringen?
Jhouserock: Auf Anime Conventions dreht sich alles mehr oder weniger um alles, was mit japanischer Kultur zu tun hat. Visual Kei-Bands sind nur ein Teil davon. Außerdem haben manche Visual Kei-Bands Tie-Ins mit Anime durch Themesongs.
Jhouserock hat an der Rockstar Taste of Chaos Tour im Jahr 2008 teilgenommen. Wir kam es dazu? Was habt ihr davon gehalten, an einer Tour mit Musikern aus verschiedenen Ländern teilzunehmen?
Jhouserock: Als wir 2006 DIR EN GREY promotet haben, trafen wir viele Vertreter der amerikanischen Musikindustrie, denn das war die Richtung, die DIR EN GREY einschlagen wollten. DIR EN GREY bekamen eine Menge Publicity durch den Auftritt auf der SXSW und dadurch, dass sie beim "Headbangers Ball" auf MTV2 den Preis für das beste Musikvideo gewonnen haben. Im Jahr 2008 wurde noch immer über "japanische Rockbands" geredet. Wir haben mit dem Promoter von Taste of Chaos gearbeitet und dachten, dass ein paar japanische Bands auf der Tour gut ankommen würden!
Jhouserock benutzt oft VIP-Karten bei Veranstaltungen auf Anime Convention. Ist euch in den letzten Jahren eine Fluktuation bei de Verkaufszahlen aufgefallen im Vergleich zu früher als ihr angefangen habt, sie zu benutzen?
Jhouserock: Wir haben VIP-Karten unter anderem deshalb ein geführt, damit Fans nicht stundenlang Schlange stehen. Ohne VIP-Karten standen die Fans [früher] den ganzen Tag lang an und das gab Probleme mit der Security. Der Verkauf von VIP-Karten variiert je nach Popularität der Band. Bei jeder Convention sind die VIP-Karten auf eine bestimmt Zahl limitiert und je nach Band sind sie schneller oder weniger schnell ausverkauft.
Wie oft sind Veranstaltungen und/oder Touren ausserhalb von Anime Conventions lukrativ? Was ist letztendlich lukrativer, Touren oder Soloveranstaltungen?
Jhouserock: Es ist viel schwerer, an Veranstaltungen oder Touren außerhalb von Anime Conventions Geld zu verdienen, denn die Ausgaben sind überwältigend. Wir müssen uns ans Budget halten, sonst geraten die Kosten ganz schnell außer Kontrolle! Meistens sind Touren lukrativer als Soloveranstaltungen.
Man sagt, dass Künstler weniger an ihren CDs, sondern hauptsächlich an ihrem Merchandise verdienen. Wie hat sich Merchandise in jüngster Zeit verkauft? Sind die Verkaufszahlen gestiegen oder gesunken?
Jhouserock: Bei etwa 80% unserer Veranstaltungen ist das Merchandise der Band ausverkauft. Um es einfach zu machen produzieren wir nicht zu viel und bitten die Band, nicht tonnenweise Merchandise mitzubringen.
Was nervt und was macht besonders Spaß beim Organisieren von Events?
Jhouserock: Das grösste Problem, und das passiert immer wieder, ist wenn die Convention nicht das zur Verfügung stellt was abgemacht war. Wir haben alle Entschuldigungen gehört, aber letzten Endes muss Jhouserock Entertainment irgendwie sicherstellen, dass die Band zufrieden ist und wieder kommen will.
Wie würdest du persönlich aus der Sicht der Musikindustrie den Erfolg einer kleinen Visual Kei-Band messen?
Jhouserock: Größtenteils daran, wie viele CDs sie auf Konzerten verkauft, wieviel Merchandise sie verkauft und wieviele Zuschauer auf ihre Konzerte kommen. Wenn eine Band in Japan headlinen oder ein One Man veranstalten kann, dann bedeutet es, dass sie beliebt wird, was zu höheren Verkaufszahlen führt und gegebenenfalls dazu, dass sie Major wird. Außerdem können heutzutage die Views auf Youtube ein Hinweis sein.
Gibt es zum Abschluss noch etwas, das du mit uns teilen möchtest?
Jhouserock: Im Lauf der Jahre sind wir durch den Anime-Teil unseres Geschäfts in vielen Städten gewesen, sowohl großen als auch kleinen. Weil Amerika so groß ist, leben viele Visual Kei-Fans in kleineren Städten und können deshalb nicht zu Konzerten ihrer Lieblingsbands reisen. Das ist schade.
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A-Kon
A-Kon war die allererste Anime Convention, auf der eine Visual Kei-Veranstaltung in den USA stattfand. Jahre später floriert sie noch immer. Jedes Jahr lädt sie eine Vielzahl an Gästen aus den Bereichen Anime und Musik ein und sorgt dafür, dass die Fans zufrieden sind und wieder kommen.
Was war euer erfolgreichstes Visual Kei-Event? Warum?
A-Kon: Es ist sehr schwer, ein spezielles Event auszuwählen, aber drei bieten sich aus verschiedenen Gründen an. Das erste ist der Auftritt von Psycho le Cému, der ersten großen Visual Kei-Band, die auf unserer Convention zu Gast war. Er zeigte nicht nur, dass starkes Interesse an solchen Bands in Texas bestand, sondern auch, dass A-Kon in der Lage war, ihnen die Örtlichkeiten und das Publikum zu bieten, das sie verdienen. Die zweite Show fand in dem Jahr statt, als LM.C einen Monat vor dem Konzert absagten. Das hätte eine Katastrophe für uns sein können, aber es gelang uns mit nur wenigen Wochen Spielraum ALSDEAD zu buchen und unseren Gästen trotzdem eine hochwertige Show zu bieten. Dieses Ereignis zeigte den wahren Geist von A-Kon und daraus entwickelte sich außerdem unsere Partnerschaft mit der Organisation, die jetzt Babel Entertainment heißt. Und das dritte war natürlich letztes Jahr, als wir damit geehrt wurden, eine Rolle beim Comeback einer der grössten Bands zu spielen, einem Vorläufer und einer Inspiration vieler Visual Kei-Bands: der progressiven Metal-Band SEIKIMA-II. Ausserdem hatte ich die Gelegenheit, es einer meiner Lieblingsbands, Inugami Circus-dan, zu ermöglichen, für ihre Fans hier zu spielen.
Wie gut sind Visual Kei-Events auf der A-Kon besucht? Gab es im Lauf der Jahre Fluktuationen bei den Zuschauerzahlen?
A-Kon: Das lässt sich sehr schwer sagen, denn die Konzerte waren nicht rein Visual Kei und, im Gegensatz zu vielen anderen Conventions, haben wir kein Visual Kei-Kommitte, sondern einen ganzen Videoraum für japanische Musik. Ich weis aber, dass wir in den vergangenen zwei Jahren unsere Konzerthalle, die eine Kapazität von etwa 3000 Personen hat, voll ausgelastet haben.
Wie entscheidet A-Kon, welche Visual Kei-Bands ihr als Gäste einladen wollt?
A-Kon: Unsere Entscheidung beruht auf mehreren Faktoren. Normalerweise schauen wir uns an, wie populär die Band ist, indem wir ihre Onlinepräsenz auf verschiedenen Websites recherchieren, und ob sie eine große amerikanische Fangemeinde haben. Wir ziehen aber auch ihren Sound und ihren Reiz sowohl für reguläre Con-Besucher, als auch für Besucher außerhalb der generellen Convention/Visual Kei-Fanszene in Erwägung.
Wer ist in erster Linie dafür verantwortlich, die Anreise und die Spesen der Band zu finanzieren?
A-Kon: Die Convention bezahlt typischerweise die Anreise und das Hotel, wie wir das für Gäste der Convention tun, als auch Kosten, die mit dem Auftritt verbunden sind, wie professionelle Beleuchtung und Soundtechnik.
Hat A-Kon jemals eine Band dazu verpflichtet, nur innerhalb der Convention aufzutreten, und keine zusätzlichen Shows außerhalb der Convention zu spielen?
A-Kon: Nein, nicht direkt. Aber A-Kon ist in erster Linie daran interessiert, Bands für unsere Convention zu verpflichten, die exklusiv sind oder mit unserer Show ihr erstes Konzert in den USA geben.
Wie passt Visual Kei in euren Augen zu Anime und in die Convention-Szene?
A-Kon: A-Kon hat immer daran geglaubt, ein zusätzliches Programm zu bieten, das nicht direkt mit Anime verbunden ist, aber trotzdem für unsere Besucher von Interesse ist, wie Sci-Fi-Literatur und unsere großartigen Gaming-Events, das zusätzliche Steampunk-Programm und eine Mini-BJD-Convention, sowie vor zehn Jahren den ersten Videoraum für japanische Musik. Visual Kei passt in den Geist von Gemeinsamkeit und Familie, an den A-Kon stets geglaubt hat. Wir wissen, dass Fans dort sein werden, weil es Überschneidungen zwischen der Anime- und J-Musikfanszene gibt, und deshalb geben wir ihnen etwas, für das es sich lohnt, zu kommen.
Hat A-Kon jemals Rückschläge oder Komplikationen bei der Zusammenarbeit mit japanischen Visual Kei-Firmen erlebt?
A-Kon: Bei der Zusammenarbeit mit jeder Art von Firma kann es zu Rückschlägen und Komplikationen kommen. Der grösste Rückschlag, den wir als Convention erlebt haben, war die Absage von LM.Cs Konzert durch ihre Plattenfirma aufgrund der Schweinegrippe, nur einen Monat vor der Convention.
Habt ihr im Lauf der Zeit entweder den Japanern etwas beigebracht oder etwas von den Japanern über erfolgreiches Eventmanagement gelernt?
A-Kon: Natürlich, jedes Jahr, wann immer verschiedene Kulturen aufeinander treffen, gibt es für beide Seiten neue Möglichkeiten, etwas zu lernen. Es lässt sich schwer sagen, was oder wieviel genau man gelernt hat. Das variiert von kleinen Dingen, wie klar markierte Recyclingtonnen im Backstagebereich bereit zu stellen, bis dazu wie die japanischen Fotoregeln bestimmen, wie wir unseren Autogrammbereich und unsere Konzerthalle einrichten.
Gibt es zum Abschluss noch etwas, das ihr mit uns teilen möchtet?
A-Kon: Nur dass es eine wunderbare und positive Erfahrung war, nicht nur die Träume von japanischen Bands zu erfüllen, die in Amerika auftreten wollen, sondern auch die der Fans, die davon träumen, sie live zu sehen. Und dass wir unermüdlich daran arbeiten werden, unseren Besuchern das Beste zu bringen.
Zusammenfassung
JaME bedankt sich bei den interviewten Firmen und Personen dafür, dass sie diesen Teil der Artikelserie über die Globalisierung von Visual Kei möglich gemacht haben.
Im nächsten Teil erforschen wir die Welt des Glam Rock, Visual Kei und visuell inspiererte Künstler weltweit.
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[1] Anime NEXT, Email-Interview mit der Autorin, 27. April 2011.
[2] Cameron Scholes, Email-Interview mit der Autorin, 31. März 2011.
[3] Kohaku Music, Email-Interview mit der Autorin, 17. März 2011.
[4] ASKEW Magazine, Email-Interview mit der Autorin, 14. März 2011.
[5] Jrock NL, Email-Interview mit der Autorin, 24. Februar 2011.
[6] Purple SKY, Email-Interview mit der Autorin, 7. März 2011.
[7] Roger Shackelford, Tainted Reality, Email-Interview mit der Autorin, 17. Februar 2011.
[8] John Lo, Jhouserock Entertainment, Email-Interview mit der Autorin, 25. März 2011.
[9] Jess Reade, A-Kon, Email-Interview mit der Autorin, 10. März 2011.