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D - Huang di ~Yami ni umareta mukui~

09/02/2012 2012-02-09 19:56:00 JaME Autor: Geisha

D - Huang di ~Yami ni umareta mukui~

Von Drachen und Triaden

Künstler: D
Titel: Huang di ~Yami ni umareta mukui~
Typ: Mini-Album
Release: 21.11.2011
Stil: Rock, Metal, chinesische Musik

Tracklist:
1. Huang di ~Yami ni umareta mukui~
2. Makutsuenshuuki
3. Honoo no kairou
4. Gikyousouden
5. Ryuugan no Shizuku
6. Sansuishi
7. Night-ship “D”
8. Yami yori kurai doukoku no acappella to bara yori akai jounetsu no aria
9. Dearest you
10. Sleeper

Zwar sind D in erster Linie für Rock und Metal bekannt, doch sie experimentieren auch gerne mit Folklore aus aller Herren Ländern. "Ouka saki some ni keri" besticht mit traditionell japanischen Klängen, "Canon del Colca" leiht sich Rhythmen aus der Musik der Anden und "Hanatsumi no otome ~Rozova Dolina~" wurde vom Tal der Rosen in Bulgarien inspiriert. "Desert Warrior" beschwört den Mittleren Osten herauf, "Yoru no me to ginyushijin" und "13gatsu no yumemi oka" das europäische Mittelalter und "Colosseo" gar das alte Rom. Für ihr neuestes Release haben sie sich ein weniger fernes Reiseziel vorgenommen.

"Huang di ~Yami ni umareta mukui~" ist ein Konzeptalbum, das in China und den USA spielt und die verwickelte Lovestory von Heilong, dem "Schwarzen Drachen", und seiner Geliebten, der Tochter eines Triadenbosses, erzählt. Im Lauf der Jahre haben sich zahlreiche Unterhaltungsmusiker vom Reich der Mitte inspirieren lassen, darunter so unterschiedliche Künstler wie David Bowie mit "China Girl" und Siouxsie and the Banshees mit "Hong Kong Garden". Können D diesem viel zitierten Thema etwas Neues hinzufügen? Und wie gelingt es ihnen, ihrem düster-romantischen Gitarrensound eine chinesische Note zu verleihen?

Der Titelsong "Huang di ~Yami ni umareta mukui~" beginnt mit einem Gongschlag, der in eine anmutige, auf traditionellen Instrumenten gespielte Melodie übergeht. Leider gibt das CD-Booklet keine Auskunft über deren Namen, doch es scheint sich um Dizi, eine chinesische Bambusflöte, und Guzheng, ein Zither-artiges Instrument, zu handeln. Die besinnliche Atmosphäre ist jedoch nur von kurzer Dauer, denn schon bald setzen Ruizas und HIDE-ZOUs schwere Gitarren und Tsunehitos markerschütternder Bass ein und stellen, angeführt von Sänger ASAGI, den Refrain vor. Nach einer kurzen Bass- und Schlagzeugeinlage kehren Zither und Flöte zurück und fügen sich von nun an, zusammen mit einem weiteren chinesischen Instrument, dem Klang nach zu urteilen einer zweisaitigen Geige namens Erhu, nahtlos in Ds kraftvollen, modernen Sound ein. Wie schon bei der jüngsten Single, "Torikago goten ~L'Oiseau bleu~", ist auch hier HIDE-ZOU für das Gitarrensolo verantwortlich, doch hat Ruiza in der zweiten Hälfte des Songs ebenfalls Gelegenheit, seine Fingerfertigkeit unter Beweis zu stellen. Irgendwo dazwischen versteckt sich auch noch der warme Klang einer 12-saitigen akustischen Gitarre sowie eine südamerikanische Cajón-Trommel. Insgesamt schafft die Band mit "Huang di ~Yami ni umareta mukui~" ein energiegeladenes Folkrock-Epos in dem filigrane chinesische Instrumente, brutale Gitarrenriffs und ASAGIs Luxussstimme mühelos miteinander harmonieren.

Wem das alles zu exotisch ist, der kommt bei "Makutsuenshuuki" auf seine Kosten, einer geradlinigen Rocknummer, in der kein einziges artfremdes Instrument vorkommt. Für Ds Verhältnisse fällt der Song sogar fast etwas zu einfach aus, denn bis auf das fetzige Tempo und einige sehr hohe Noten im Gesang bietet er keine Besonderheiten. Trotzdem, oder vielleicht gerade deshalb, spiegelt er die zornigen Lyrics anschaulich wieder und während des Refrains sieht man förmlich, wie die Hände der Fans im Takt durch die Luft tanzen.

"Honoo no kairou" ist die erste Ballade des Mini-Albums und im Einklang mit dessen maskulinen Charakter bedeutet das: Powerballade. Sie beginnt mit dem Klang von Glöckchen oder Schellen, zu denen sich nach einigen Takten Erhu und ASAGIs klarer Gesang gesellen. Die Gitarren verleihen der melancholischen Melodie hier und da zusätzlich Nachdruck und natürlich darf auch ein Solo nicht fehlen. Das Stück endet überraschend leise, aber dafür umso ergreifender, mit einem Monolog, der mit tiefer, emotionsgeladener Stimme über die Musik geflüstert wird.

Beim nächsten Track wird dann wieder härter zugelangt. "Gikyousouden" ist ein schnörkelloser Rocksong, ähnlich wie "Makutsuenshuuki", aber mit einem deutlich lebhafteren Rhythmus. HIROKI muss Muskeln aus Stahl besitzen, denn sein Schlagzeug galloppiert ununterbrochen mit Ruizass und HIDE-ZOUs wuchtigen Gitarren um die Wette. Der Star des Songs ist jedoch ASAGI, der von engelsgleichen Tremolos bis zu Death Growls eine ganze Reihe von verschiedenen Gesangsstilen demonstriert.

Weiter geht es ohne Verschnaufpause, denn mit "Ryuugan no shizuku" folgt nun der mit Abstand brutalste Song der CD. Gleich von Anfang an geht es mit kreischenden Gitarren und wummerndem Bass voll zur Sache. D haben die im JRock sehr beliebten Background Shouts zu einer Art Sprechgesang entwickelt, der schon fast tribalistisch klingt und hier die zum Headbangen einladenden Riffs unterstützt. ASAGI schneidet mit klarer Stimme dazwischen, wechselt dann aber zu rhythmisch skandierenden Death Growls, die erneut von brachialen Gitarrenriffs und Background Shouts untermalt werden. Death Growls und klarer Gesang wechseln sich ab, bis sie in einen melodischen Refrain übergehen, in dem ASAGIs Stimme beachtliche Höhen erklimmt. Nach einem kurzen Gitarrensolo setzen Metalriffs und Death Growls zum nächsten Durchlauf an, wieder gefolgt von dem melodischen Refrain, bis der Song schließlich mit einer letzten Breitseite von Gitarren und Bass endet.

Nach dieser Headbangingorgie wird es noch einmal emotional und traditionell. "Sansuishi", welches von fernöstlicher Landschaftskunst inspiriert wurde, wird von akustischen Gitarrenakkorden und Zither eröffnet, in die sich nach und nach die wehmütigen Stimmen von Flöte und Erhu mischen. Das Arrangement klingt so authentisch, dass man sich in der Tat in eine idyllische, fernöstliche Landschaft versetzt fühlt. Nachdem ASAGI einmal kurz den Refrain angestimmt hat, setzen jedoch E-Gitarren und fetter Bass ein und peitschen die bis dahin bitter-süße Melodie zu einer kraftvollen Powerballade auf. Die Betonung liegt dabei auf "Power", denn trotz der verspielten chinesischen Klänge, die wie schon bei "Huang di ~Yami ni umareta mukui~" den ganzen Song hindurch mit Ds westlichen Instrumenten harmonieren, ist "Sansuishi" schamlos bombastisch und würde sich gut als Titelsong für ein historisches Melodram eignen.

Die reguläre Type B-Version des Mini-Albums enthält mit "Huang Di~ Yami ni umareta mukui~ (Voiceless)" außerdem noch die Instrumentalversion des Titelsongs. Auf der International Edition befinden sich stattdessen einige Klassiker, die der Band im Ausland als musikalische Visitenkarte dienen sollen.

Den Anfang macht das mitreißende "Night-ship "D"", zu dem die Fans bei Livekonzerten schwarze und rote D-Fähnchen schwenken. Darauf folgt die dramatische Rockarie "Yami yori kurai doukoku no acappella to bara yori akai jounetsu no aria", die es ASAGI ermöglicht, zu zeigen was er kann. Neben "Night-ship "D"" ist dieser Song zu Ds Erkennungsmelodie geworden, denn die Tonsprünge macht ihm so schnell niemand nach. "Dearest You" ist ein beschwingter, für Ds Verhältnisse erstaunlich heiter klingender Song, der die Fans sowohl mit der Band als auch untereinander verbindet. Bei Konzerten halten sich die Fans hierzu an den Händen und springen zusammen mit der Band in die Luft. "Sleeper" schließlich ist ein Zugeständnis an den westlichen Musikgeschmack, denn nach Ds Aussage wurde bei den Auftritten in Europa und den USA dieser Song häufiger gewünscht als jeder andere. Einerseits ist das nicht verwunderlich, denn auch in der optisch sehr alternativ wirkenden Visual Kei Szene kommt klassischer Rock oft besser an als Avant Garde. Andererseits würde man es einer so experimentierfreudigen Band wie D wünschen, dass ihre gewagteren Kompositionen ebenso geschätzt werden.

Fazit: "Huang di ~Yami ni umareta mukui~" ist eine beeindruckende Synthese von Tradition und Moderne. D haben es sich dabei nicht leicht gemacht. Anstatt sich mit Eselsbrücken wie Asian Riffs zufrieden zu geben, haben sie traditionelle chinesische Instrumente auf intelligente und sensible Weise in ihren modernen Rocksound integriert. Dieses Prinzip setzt sich über die Musik hinaus fort. So sind die Lyrics mit Verweisen auf chinesische Literatur und Mythologie, einschließlich Zitaten in chinesischer Sprache gespickt, und die wie immer sehr aufwendigen Kostüme gibt es diesmal in zwei verschiedenen Versionen: einer historischen und einer modernen, die sowohl das alte China als auch den westlichen Gangsterlook mit großer Detailfreudigkeit nachempfinden. Auch das Artwork der CD wurde wieder sehr liebevoll gestaltet; beispielsweise ahmt der Schriftzug des Albumtitels ein chinesisches Steinsiegel nach. ASAGI zufolge ist Heilongs Geschichte noch nicht zu Ende; man darf sich also auf ein Wiedersehen freuen. In der Zwischenzeit warten wir gespannt darauf, in welche Länder und Kulturen uns D als nächstes entführen.
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Mini-Album CD 2011-11-21 2011-11-21
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